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Paul Gauguin
Die wohl bekanntesten Werke
Gaugins
stammen aus seinen letzten Lebensjahren,
die er in der Südsee verbrachte. Doch zum
unverwechselbaren Stil, in dem er seine
Südseemädchen malte, fand er in der Bre-
tagne.
Im Alter von 38 Jahren kommt
Gauguin
1886 das
erste Mal nach Pont-Aven.
Hin-
ter sich lässt er eine ihm zu bürgerliche Fa-
milie in Paris, die er bis dahin mehr schlecht
als recht als Gehilfe eines Börsenmaklers
ernährte. Zwar hatte er schon seit 1874 in
Paris mit bekannten Impressionisten wie
Pisarro
und
Cézanne
gemalt und mit mäßi-
gem Erfolg an verschiedenen Ausstellun-
gen teilgenommen, doch quälte ihn die
bürgerliche Enge eines Stadtlebens unter
gesellschaftlichen Normen. Er
verlässt
schließlich seine Familie,
hält sich wirt-
schaftlich zunächst als Vertreter, später als
Plakatkleber knapp über Wasser und hört
1886 von einem Malerkreis in der Breta-
gne, wo das Leben spottbillig, die Men-
schen einfach, das Land ursprünglich und
die Farben grandios sind.
Er zieht nach
Pont-Aven.
Hier wird er
rasch zum Mittelpunkt einer Gruppe junger
Künstler, zu der auch der wesentlich jünge-
re
Emile Bernard
gehört. Zusammen mit
Paul Sérusier, Charles Filiger, Maxime Mauf-
ra, Emile Schuffenecker, Roderic O'Connor,
Ernest de Chamaillard, Mogens Ballin, Jan
Verkade, Jacob Meyer de Haan, Maurice
Denis, Cuno Amiet, Wladyslaw Seguin, Hen-
ri Delavallée, Ferdinand du Puigaudeau,
Emile Jourdan, Louis Roy, Charles Laval
und
J.F. Willumsen
bilden sie die sogenannte
„Schule von Pont-Aven“.
Wenn sie nicht
malen, und das kommt nur selten vor, sit-
zen sie im Gasthaus von Madame
Glo-
annec,
um, vom Wein angeregt, ihre Bilder
zu diskutieren.
Anfangs zeigen sich noch deutlich die
impressionistischen Wurzeln wie z.B. im
Bild „Bretonischer Bauernhof“ oder „Tanz
der vier bretonischen Bäuerinnen“. Doch
spätestens mit „La Belle Angèle“ (1889)
wird deutlich, dass
Gauguin
einen völlig
neuen Weg geht.
Die impressionistischen Schatten und
Lichtvariationen verschwinden. Einzelhei-
ten werden bewusst zugunsten des We-
sentlichen ausgelassen. Dreidimensionales
wird z.T. plakativ flächig, und die Farben
werden eher expressiv als naturalistisch ein-
gesetzt: Es entsteht der
synthetische Sym-
bolismus.
Als charakteristische Werke die-
ser Stilrichtung entstehen 1888 „Die Vision
nach der Predigt“ oder „Jacobs Kampf mit
dem Engel“.
Während eines vorübergehenden Auf-
enthalts in Paris lernt
Gauguin Theo
und
Vincent van Gogh
kennen. Mit
Vincent
ver-
bringt er den Herbst 1888 in der Gegend
von Arles in Südfrankreich. Hier wird die
bewusste Abkehr vom Impressionismus
deutlich. Allerdings endet die in künstleri-
scher Hinsicht so innovativ befruchtende
Beziehung in Streitigkeiten und gegenseiti-
ger Ablehnung.
Nach erfolglosen Ausstellungen in Paris
und Brüssel kehrt
Gauguin
1889
nach
Pont-Aven zurück,
zieht aber weiter ins
benachbarte Le Pouldu ans Meer, denn sei-
ne ehemalige Herberge ist ihm inzwischen
zu teuer geworden. In Le Pouldu malt er u.a.
„Der gelbe Christus“ und das „Selbstbildnis
mit Heiligenschein“. Zusammen mit
Jacob
Meyer de Haan
wohnt
Gauguin
in den Hin-
terzimmern der Strandkneipe von Madame
Marie Henri,
die die Mietzahlungen nicht
selten in Form von Bildern bekommt.
Nicht zuletzt wegen finanzieller Schwie-
rigkeiten denkt
Gauguin
immer ernsthafter
über eine
Auswanderung
nach, Polynesien
erscheint ihm als die ideale Umgebung.
Geringe Kosten für den Lebensunterhalt,
ursprünglichste Einfachheit des Lebens und
viel Farbe.
Nach 30 verkauften Bildern hat er das
Geld zusammen, um sich 1891
nach Tahiti
einzuschiffen. Im Sommer trifft er auf der
Insel ein und beginnt seine autobiografi-
sche Erzählung „Noa Noa“. Hier entstehen