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Entlang der ca. 20 km langen felsi-
gen Südküste reihen sich die sechs
nach der Fläche kleinen, aber wirt-
schaftlich sehr aktiven Fischereihäfen
Saint-Guénolé, Kérity, Guilvinec, Lé-
chiagat, Lesconil und Loctudy fast oh-
ne erkennbare Grenzen in der Bebau-
ung aneinander. Fischerei wird hier so
groß geschrieben, dass für Segelyach-
ten und andere Freizeitboote nur am
Rande etwas Raum bleibt.
Die Ansteuerung von See her durch
das Labyrinth von Klippen ist so
schwierig, dass sich nur selten größe-
re Segelboote hierher trauen. Im Ge-
gensatz zu vielen anderen bretoni-
schen Häfen wurden hier die Fischer
nicht durch die expandierende Frei-
zeitflotte mehr und mehr in ihrer Ha-
fennutzung eingeschränkt. Im Gegen-
teil: Moderne Technik und gut durch-
organisierte Hafen-Infrastrukturen lie-
ßen hier die traditionellen Fischerhä-
fen zu effektiven Umschlagplätzen für
Fisch und Schalentiere wachsen.
Zwischen St-Guénolé und Loctudy
wird jährlich mehr Frischfisch (unge-
froren) angelandet als in irgendeinem
anderen Hafen Europas. Allerdings
schauen die etwa 2000 Fischer und
Seeleute, die hier auf mehr als 600
Schiffen ihr Geld verdienen, eher pes-
simistisch in die Zukunft, denn durch
Billigimporte aus dem Ausland verfal-
len die Preise auf den Auktionen (lei-
der nicht in den Fischgeschäften!).
Hinzu kommt, dass durch den Einsatz
von immer perfekterer Fangtechnik
die Bestände in den letzten Jahren
überfischt wurden. Für die Fischer
entsteht ein Teufelskreis: Wenn die
Preise verfallen, muss versucht wer-
den, mit einem neuen, größeren Boot,
modernerer Fischortungselektronik
und perfektioniertem Fanggeschirr
mehr Fisch zu fangen. Doch für den
Kauf muss der Fischer in der Regel
Schulden machen. Die zusätzliche
Zinsbelastung veranlasst ihn, mehr zu
fischen, als es aufgrund der natürli-
chen Fortpflanzung der Fische vertret-
bar wäre. Also schrumpfen die Fisch-
bestände weiter, was langfristig die
Existenz vieler Fischer bedroht.
Während die größten Boote (über
12 m Länge) meist als Netzfänger (Cha-
lutier) eingesetzt werden, stellen die
kleineren den Meerestieren mit Kör-
ben, sogenannten Casiers, nach, um
Taschenkrebse, Seespinnen, Krabben
und (heutzutage seltener) Langusten
oder Hummer zu fangen.
Im späten Mittelalter gab es für die
Seefahrer des Pays Bigouden eine ein-
träglichere Geldquelle als den Fisch-
fang: Kerity, der kleine Hafen an der
Pointe de Penmarc'h, hatte bis ins
16. Jh. hinein die Monopolrechte für
den Transport von Bordeaux- und
Loire-Weinen nach England und
Holland. Mehr als 200 Handelsschiffe
mit Heimathafen Kerity brachten der
Stadt und ihrer Umgebung Reichtum,
bis Ende des 16. Jh. mit den Religions-
kriegen der Handel fast vollständig
zum Erliegen kam.
Während an der Südküste in der Fi-
scherei und den angegliederten Ha-
fenbetrieben das Geld verdient wird,
hat an der Westküste zwischen Au-
dierne und Pointe de Penmarc'h in
letzter Zeit der Sommertourismus ei-
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