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maligen Beinhäuser sind heute kleine
Museen zur lokalen Kirchengeschich-
te untergebracht.
Calvaires
Die Calvaires sind ein so typisch bre-
tonisches Bauwerk, dass dieser Begriff
schwer ins Deutsche übersetzt wer-
den kann. Die übliche deutsche Über-
setzung „Kalvarienberg“ ist eigent-
lich falsch, zumindest aber irreführend.
Von einem Berg ist bei diesen Denk-
mälern in aller Regel nichts zu finden.
Vielmehr entstand der Begriff calvaire
1680, abgeleitet vom Wort couvaire
(Schädel; vom Ende des 12. Jh.) und
dem calvariae locus (Ort des Schädels)
aus dem Kirchenlatein, der gleichbe-
deutend mit dem hebräischen Golgatha
(Schädelstätte) ist, an der Jesus ans
Kreuz geschlagen wurde.
In Granit gemeißelt oder durch auf-
gestellte Figuren, immer jedoch vom
Kreuz Jesu überragt (oft wird sein
Kreuz von den Kreuzen anderer Ge-
kreuzigter flankiert), stellt der Calvaire
die Passionsgeschichte dar. Calvaires
erheben aber keinen Anspruch auf
biblische Vollständigkeit, sondern zei-
gen meist in einfacher, rustikaler, aber
sehr detaillierter Form und Gesichts-
konturierung einzelne Szenen der lan-
gen Geschichte. Je nachdem, welche
Episode den Bildhauer besonders be-
eindruckte, wurde diese stärker akzen-
tuiert, andere dafür ausgelassen. Die
Rangposition der Dargestellten ist
durch die Figurengröße ersichtlich.
Viele Figuren werden interessanter-
weise in der traditionellen Kleidung ih-
rer Entstehungszeit und nicht, histo-
chen gefunden, die exhumiert und in
einem extra zu diesem Zweck errich-
teten Gebäude, dem Beinhaus, aufbe-
wahrt wurden. Belüftungsschlitze
sorgten für akzeptable Luftverhältnis-
se. Später erweiterte man diese Ge-
bäude oder baute größere, die, mit
Schreinen versehen, zusätzlich als Ka-
pelle dienten. In einigen dieser ehe-
 
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