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dem typishen Negationsverhalten: »So etwas passiert nur den anderen, niht mir.«
Doh dann kam der Tag, an dem es mir doh selbst passierte. Ih nahm eine Kurve
etwas zu shwungvoll, Sand lag auf der Straße. Auf einmal merkte ih in der Ma-
gengegend, dass das Hinterrad wegsakte und ih keine Kontrolle mehr über den
Roller hate. Ih sah, was auf mih zukam, und dahte mir nur: »Sh …, bite niht
das!« Millisekunden später lag ih auf der Straße. Es waren niht die Shürfwunden
oder die Shmerzen, die meine Einstellung auf einen Shlag änderten. Sondern der
Anblik eines staubigen Lastwagenreifens, der nur wenige Handbreit an meinem
Kopf vorbeidonnerte. Er mahte mir klar, dass das Shiksal gelokte Bakpaker
aus Deutshland in keiner Weise rüksihtsvoller behandelt als kambodshanishe
Familien.
Von nun an hate ih Angst. Jeden Tag. Wenn ih die Straße überquerte, wenn ih
einkaufen ging. Vor diesem einen Moment, in den man auf sih zukommen sieht,
was niht mehr zu verhindern ist und sih denkt: »Sh …, bite niht das!« Vielleiht
halten Sie mih jetzt für ein weinerlihes Weihei? Na gut, hier ein paar Zahlen:
2009 starben auf kambodshanishen Straßen 1717 Menshen, siebzig Prozent davon
waren Motorrollerfahrer. Jeden Tag verloren also vier bis fünf Menshen durh
Verkehrsunfälle ihr Leben. Damit kommen auf 100 000 Einwohner über zwölf
Verkehrstote pro Jahr, eine der höhsten Raten im asiatishen Raum. Zum Vergleih:
In den meisten westlihen Ländern kommen ein bis zwei Verkehrstote auf 100 000
Einwohner. In den Jahren 2004 bis 2009 stieg die Zahl der Verkehrstoten um
217 Prozent an. Falls Sie das niht beeindrukt, ein paar andere Todesarten, um die
Verhältnismäßigkeiten zu zeigen: Nah Shätzungen des Nationalen Zentrums für
HIV, Haut- und Geshlehtskrankheiten starben 2009 1210 Menshen an
Krankheiten im Zusammenhang mit Aids. Das Gesundheitsministerium gab an, im
gleihen Jahr seien 279 Menshen an Malaria gestorben. 2008 starben 269 Menshen
bei Unfällen mit Minen und unexplodierter Munition aus dem Bürgerkrieg. Da die
Zahl der Aids-Toten und Minenopfer kontinuierlih zurükgeht, die Zahl der
Verkehrstoten aber jedes Jahr steigt, kann man davon ausgehen, dass die Verkehr-
sunfälle shon in diesem Jahr mehr Tote verursahen, als Aids, Minen und Malaria
zusammen.
Ih trefe immer wieder Touristen, die brav ihre Malariaprophylaxe einnehmen
und die Eiswürfel aus ihrer Cola ishen, weil sie glauben, sie würden Hepatitis dav-
on bekommen - dann aber ohne Helm und ohne Sorgen auf ihren gemieteten Motor-
roller steigen. Vielleiht sollten die mal ihre Prioritäten überdenken.
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