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aufgetakelten Tussis, die ihr Fahrzeug farblih passend zur Hello-Kity-Handtashe
ausgewählt haben. Alle hupend, gestikulierend, nebenbei auf dem Handy telefonier-
end, ohne erkennbares System durheinanderfahrend.
Ein paar Minuten stehe ih auf dem Roller sitzend in der Sonne vor unserem
Haus, während die Nahbarn mih ratlos beobahten. Ih stelle mir meine letzten
Sekunden vor, wenn ih das Unabwendbare auf mih zukommen sehe - einen Mo-
torroller mit drei betrunkenen Jugendlihen darauf. Oder einen Lastwagen, dessen
Fahrer mih übersehen hat. Dann stelle ih mir das trokene Sheppern vor, wenn
mein Roller auf den Asphalt aufshlägt, und den dumpfen Shlag, wenn mein Kopf
ihm folgt. Ih habe die Hand am Gasgrif, aber ih zögere.
Ih war niht immer so ein Feigling. Damals, als ih das erste Mal nah Kambod-
sha kam, war ih noh mutig und entshlossen: Ih mietete mir irgendwo einen
Daelim-Motorroller für drei Dollar pro Tag, ließ mir kurz erklären, wo ih die
Bremse inden würde, und stürzte mih in den Verkehr. Ih rutshte über shlam-
mige Dshungelpisten, shlängelte mih auf löhrigen Nationalstraßen zwishen den
Lastwagen hindurh, shlih über die Trampelpfade auf den kleinen Dämmen der
Reisfelder und wartete zwishen Luxuskarossen in den Staus auf den Boulevards in
Phnom Penh. Hin und wieder hielt ih an, um ein Teil aufzusammeln, das von dem
Roller abgefallen war, und ließ es in einer der kleinen Werkstäten - kleine von Öl
und Drek shwarz gefärbte Hüten an den Straßenrändern - wieder anshweißen.
Das Brandmal, das die Daelim jedem Neuankömmling in Asien verpasst, eine eiför-
mige Auspufsverbrennung am rehten Untershenkel, trug ih mit Stolz. Ein Helm?
Wozu? Niemand trug 2003 in Kambodsha einen Helm. Die Westler sagten, Helme
seien etwas für Warmdusher, die Kambodshaner sagten, man bekomme vom
Helmfahren Haarausfall. Außerdem - was sollte mir passieren? Ih hate doh Ur-
laub.
Es gibt Leute, die sagen, dass Mut nur ein anderes Wort für Dummheit ist.
Es dauerte eine Weile, bis ih verstanden hate, wie dumm ih tatsählih war.
Die Erkenntnis erfolgte niht von einem Tag auf den anderen, sondern kam sehr
langsam, Shrit für Shrit. Einmal sah ih am Straßenrand eine Menshenmenge,
in ihrer Mite lag ein Motorroller auf der Seite, im Gras neben der Fahrbahn war
eine Deke ausgebreitet, unter der zwei bleihe Füße hervorragten. Dann ielen mir
die unzähligen Artikel in der »Phnom Penh Post« auf: Ein überladener Minivan
kommt von der Straße ab - neunzehn Tote. Ein Betrunkener rast in einen Motor-
roller mit einer Familie darauf - vier Tote. Auf diese Nahrihten reagierte ih mit
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