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Wie das nächste Leben das Leben bestimmt
Meine Erinnerungen an das erste Mal, als ih zusammen mit Sreykeo eine Feier in
einer kambodshanishen Pagode besuhte, sind immer noh sehr deutlih: Der Berg
aus Flip-Flops vor der Treppe der vihear, der Haupthalle des buddhistishen Tempels.
Die bunten Wand- und Dekengemälde, das milde Läheln der riesigen goldenen
Buddhastatue, die vielen Kinder, die Shwaden der Räuherstäbhen, der Singsang
der suta, welhe die Mönhe rezitierten. Vor allem shokierte mih die Selbstver-
ständlihkeit, mit der ih in die Rituale eingeführt wurde. Alte Frauen nahmen mih
an der Hand, zeigten mir, wie ih mih hinzusetzen hate und sagten mir langsam
die Verse in Pali vor, die ih nahsprehen sollte. Keiner kam auf die Idee,
aufzustehen und zu sagen: »Ey, Moment mal! Was maht denn der Weiße hier? Ist
der überhaupt Buddhist?«
Als deutsher Mitelstands-Atheist mit protestantisher Erziehung hate ih bis
dahin kaum etwas mit Religion zu tun gehabt. Auf das plumpe Vertriebssystem des
Christentums, die Kirhe mit ihrem ganzen Trara von Hostien, Weihrauh und
Erlösung, wollte ih niht hereinfallen. Doh nun war ih beeindrukt vom Glauben
meiner Frau und dem Gefühl der Gemeinshat, das sie in der Pagode emping. Ih
stand daneben und fühlte mih als zynisher, altkluger und einsamer uaksalber.
Im Buddhismus sah ih eine Religion, die frei war von der protestantishen Spaß-
feindlihkeit, frei von der ewigen Betonung des Leidens, frei vom Messdiener-Mief.
Ih war niht der Einzige, der sih vom Buddhismus angezogen fühlte. In einer
Umfrage von »Deutshe Welle TV« nannten die Deutshen den tibetishen Dalai
Lama an erster Stelle als internationale Persönlihkeit, die für sie ein Vorbild sei.
Wissen um die Praktiken der Buddhisten gilt als eines der Merkmale des Weltbür-
gers - und der Wunsh, ein solher und eben niht ein Deutsher zu sein ist ja das
Hauptmerkmal des Deutshen shlehthin. Wenn ih in meinem Heimatland bin,
dann bin ih überrasht, wo ih überall Buddhastatuen inden: in den Shaufenstern
von Juwelieren, in den türkishen Ramshläden auf der Hamburger Sternshanze, in
den Bars und Clubs und im Salon der Friseuse meiner Muter in Gernsheim am
Rhein. Ih erinnere mih noh an das Entsetzen meiner Frau, als sie eine
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