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isse des Alltags vergessen, wenn ein kleines Eihhörnhen auf einen Ast ge-
sprungen ist. Und es war genau so eine Zeit, in der Herr Dieu jagen ging.
Besser - mir ist shon wärmer. Das ist der Grund, warum ih mir die Büher be-
stellt habe: Die moderne vietnamesishe Literatur bringt mih zurük nah Asien,
wenn die Entzugsersheinungen zu stark werden. Noh ein Biss ins Eierbrot.
Ih habe die vietnamesishe Literatur für mih entdekt, nahdem eines Tages
eine E-Mail in meinem Postfah war. Ein kleiner Verlag aus Hanoi fragte, ob er
mein Buh »Wohin Du auh gehst« übersetzen dürfe. Indohina kannte ih bis dah-
in als eine Region, in der sih die Menshen vor allem auf ihren Beruf und ihre Fam-
ilie konzentrieren und in der sih das Interesse an anderen Kulturen auf vage
Träume von einem Studium in den USA und die Ergebnisse der englishen Premiere
League beshränkt. Als ih den Verlag in Hanoi dann besuhte, musste ih dieses
Bild überarbeiten. Ih traf auf eine Gruppe Literaturbegeisterter, die in ihrem
Zweit- oder Dritjob als Lektoren arbeiteten und sih den Kopf zerbrahen, wie sie
mit wenig Geld eine Lizenz für die Übersetzung von Günter Grass' »Blehtrommel«
bekommen könnten.
Hanois kleine Literaturszene ist eine Besonderheit in Asien. Sie besteht aus
Autoren, die ihr Geld vor allem vom Verkauf der Büher unter den vietnamesishen
Minderheiten in Frankreih und den USA verdienen - oder eben gar niht. Wie es
sih für Shritsteller in der ganzen Welt gehört, beklagen sie sih darüber, dass sie
zunehmend im Mitelmaß versinken. Und dass der vietnamesishe Shritsteller-
verband nihts dagegen tue, sondern im Gegenteil diese Entwiklung fördere. Als
ehte Intellektuelle debatieren sie, ob niht länger »Die Geshihte von Kieu«, son-
dern vielmehr der »Gesang einer Soldaten-Frau« als das nationale Gediht angese-
hen werden sollte. Und als Vietnamesen werfen sie sih wahlweise vor, Kommun-
isten oder eben keine Kommunisten zu sein. Sie eröfnen Künstlercafés, denen
meistens nur ein kurzes Glük beshieden ist, da die Künstler in Hanoi einfah niht
genug Bares zum Kafeetrinken haben. Dafür liebe ih Hanoi.
Plötzlih werde ih aus meinen Asien-Träumen gerissen. »Hier, ihr Ladde!«, sagt
die Bäkerin und stellt mir einen Pappbeher auf den Tish, in dem ein Late mac-
hiato aus dem Automaten shwappt. Neben mir unterhalten sih zwei Jugendlihe:
»Wie war'n die Ü-dreissish-Pardie?«
»Ah, also ellish, die war net so de Burner …«
Huh, Realität. Weg damit. Zurük in hieps Kurzgeshihte.
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