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Die Gefragte wird bei der Antwort den Preis etwas günstiger mahen, als er tat-
sählih war, um sih eine Blamage zu ersparen. Allein, es hilt nihts: Sie bekommt
einen mitleidigen Blik zugeworfen. Und ihr wird dann mitgeteilt, dass sie die
gleihe Ware bei einem anderen Marktstand für viel weniger Geld bekommen häte.
Kein Wunder, dass Asiaten grundsätzlih im Gefühl leben, von der ganzen Welt ver-
arsht zu werden und für alles viel zu viel bezahlt zu haben.
Das Feilshen ist derart präsent im Alltag der Menshen in Indohina, dass es
sogar das Aussehen der Städte prägt. Ih habe mih immer gefragt, warum sih in
asiatishen Städten sämtlihe Geshäte, die ein bestimmtes Produkt verkaufen, stets
in einer einzigen Straße versammeln. In jeder größeren Stadt Indohinas gibt es eine
Tishlerstraße, eine Holzstraße, eine Buhladenstraße, eine Motorrollerstraße, eine
Gebrauhte-Klimaanlagen-Straße, vielleiht auh eine Shifsmotorenstraße oder
eine Blaue-Plastikröhrenstraße. Das war ein Phänomen, das mih lange Zeit verwir-
rt hat. Ih mit meinen westlihen Vorstellungen von Angebot und Nahfrage war der
Ansiht, dass eine Straße, in der es bereits ein Geshät für blaue Plastikröhren gibt,
niht zwingend noh ein zweites, drites oder sehstes davon brauht. Doh die Asi-
aten sind da anderer Ansiht. So kann man in Hanoi für viele Jahre im Glauben
leben, dass es zum Beispiel absolut unmöglih sei, dort Shwimmwesten zu kaufen.
Und dann nimmt man eines Tages eine falshe Abbiegung, und auf einmal steht
man in einer Straße, in der ein Geshät neben dem anderen nihts anderes verkaut
als Shwimmwesten.
Das sheint shon seit Jahrhunderten so zu sein. In Hanois »Altem Viertel« sind
noh heute die Straßen nah den Gewerben benannt, die sih einst dort
niedergelassen haten. Da ist zum Beispiel die Hang Bong, welhe die südlihe
Grenze des »Alten Viertels« in Hanoi darstellt - der Name bedeutet »Baumwoll-
straße«. Heute ist von diesem Gewerbe allerdings nihts mehr zu sehen; es inden
sih hier vor allem Gasthäuser, Boutiquen und Galerien.
Rätselhat ersheint auf den ersten Blik auh, wie die Hang Buom, die »Segel-
straße«, zu ihrem Namen gekommen sein mag - sie liegt miten in der Stadt, weit
und breit ist kein Wasser zu sehen. Doh bis 1896 verlief sie in der Nähe des Zusam-
menlusses des Roten Flusses und des To Lih, der zugeshütet wurde. Eine Stele in
der Nähe des Bac-Ma-Tempels erinnert noh an die Zeit, in der die Shifer hier
Ausstattung für ihre Boote erwerben konnten. In der Hang Dau, der Planzenöl-
straße, wurde einst Brennstof für Öllampen verkaut - heute kann man hier vor al-
lem gefälshte Reebok- und Adidas-Shuhe erwerben.
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