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Die Gebäude umgibt ein ständiges Treiben, Lastwagen atmen rußige Rauh-
fahnen aus, Arbeiter fallen über die Ladung her wie Ameisen über einen toten Käfer
und holen Kisten und Pakete aus ihrem Inneren. Die Märkte ziehen eine eigene
Mikrowirtshat an, die sie wie ein Gürtel umgibt. Da sind zum Beispiel die Stände
zum Parken der Motorroller. Hinter einer Absperrung aus Seilen stehen die
Fahrzeuge diht in Reihen nebeneinander geparkt, ein sheinbar unentwirrbares
Dikiht aus Sheinwerfern und Rükspiegeln. Daneben stehen Frauen mit fahrbar-
en Ständen, die in Plastikbeuteln frish aus Zukerrohr gepressten Sat verkaufen.
Doh den stärksten Eindruk hinterlassen die Gerühe. Ot sind sie so intensiv
und auf die verwegenste Art kombiniert, dass meine Nase den Versuh, die ver-
shiedenen Noten auseinanderzuhalten, aufgibt und sih wie betäubt anfühlt. Über
allem hängt eine Fahne von verfaultem Obst in der Lut, die den Märkten ihren
typishen Charakter gibt, so, wie die Grundierung das Aussehen eines Gemäldes
bestimmt. Daneben meine ih den Dut der staheligen Durian, in Reiseführern
meist respektlos Stinkfruht genannt, wahrnehmen zu können. Jeder der meist nur
zwei uadratmeter großen Stände hat seinen eigenen kleinen Ahnenshrein, aus
dem in wirren Spiralen der Rauh von Räuherstäbhen emporsteigt und mit seinem
unverwehselbaren Geruh alle anderen Dünste für einen Moment verdrängt.
Natürlih hat jeder Bereih des Marktes seinen eigenen Dut. In der Eke, in der
Ratenfallen und Pestizide verkaut werden, rut ein hemisher Geruh Kopf-
shmerzen hervor. Wo Damenshuhe angeboten werden, rieht es nah Leder und
süßem Parfüm. Und wer glaubt, dass Nägel niht riehen, der sollte in jenen Bereih
des Marktes gehen, der für Eisenwaren und Baumaterialien vorgesehen ist. Hier
liegt ein säuerlih-metallishes Buket mit einer Note von Rost und Talg in der Lut.
Am meisten Spaß maht es natürlih, Händler und Kunden beim Feilshen zu
beobahten. Festgelegte Preise gibt es nur in Restaurants und Supermärkten. Auf
dem Markt müssen sie ausgehandelt werden. Kein Wunder, dass die Preise der ver-
shiedenen Waren ein ständiges Gesprähsthema sind, mit dem man überall sofort
Anshluss indet - vergleihbar mit den Konversationen über Kreislaufbeshwerden
oder die Verspätungen der Bahn in Deutshland. Wann immer eine Frau vom Markt
nah Hause zurükkehrt und dort auf ihre Shwester oder Shwägerin trift, kann
man eine sih ständig wiederholende Szene beobahten: Wenn sie die Tüten abges-
tellt hat, wird sih die andere darüber hermahen, die Lebensmitel einzeln her-
vorholen, mit kritishem Blik beäugen und die Käuferin dann fragen: »Wie viel
hast du dafür bezahlt?«
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