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»Platoon« und »Full Metal Jaket«. Und mit dabei immer der Chopper, der UH-1,
die Kampfmashine, mit seinem unverkennbaren Flaplaplap-Geräush - die Ikone
des Vietnamkrieges. Umso überrashter war er, als er eines Morgens in der Zeitung
von Tran uoc Hai las, der vom Hubshrauber als einem Friedensgerät sprah. Er
mietete sih ein Auto, fuhr los und mahte Hai ausindig, indem er die Xe Om, die
Motorroller-Taxifahrer, fragte, wo er denn wohne. Und als er in dessen Garage
stand, erkannte er, was dieser Mann geshafen hate: große Kunst.
Dinh Q. Le drehte einen Dokumentarilm über Tran uoc Hai. Sie unternahmen
in den folgenden Jahren viele gemeinsame Reisen. Sie logen in der Businessclass,
der Hubshrauber zerlegt in den Kisten eines Unternehmens für Kunstransport. In
den Museen wurden der Helikopter und die Videoinstallation nebeneinander aus-
gestellt, in den Broshüren wurden sie gemeinsam als Künstlerpaar genannt. Tran
uoc Hai glit mit der ihm eigenen Selbstverständlihkeit durh die Glitzerwelt des
internationalen Kunstbetriebes, in der man in Taxis fährt, in Restaurants isst und
in Hotelbeten shlät, die in einer Naht mehr kosten als die meisten vietnamesis-
hen Familien in einem Monat verdienen.
Er wurde nahdenklih. In Linz, als der Hubshrauber auf der Biennale Cuvée
2009 im Ofenen Kulturhaus ausgestellt wurde, fragte er den Künstler beim Essen,
was seinen Hubshrauber zur Kunst mahe?
Er plante eine Dokumentation über den Bau seines nähsten Helikopters zu dre-
hen, ein Art-Video. Er wollte selbst Künstler werden. Auf die gleihe Art, mit der er
bereits Hubshrauber-Konstrukteur geworden war - mit kindliher Neugierde und
Hartnäkigkeit.
Dinh Q. Le versuhte ihm zu erklären, dass jeder Künstler seine eigene Sprahe
habe, seine eigene Art zu arbeiten, dass es auh auf den Kontext ankomme. Doh
Tran uoc Hai verstand niht. Er war Erinder, er brauhte etwas Praktishes wie
das Hebelgesetz, eine Formel zur Erstellung von Kunst. Als Dinh Q. Le ihm die niht
lieferte, wurde er zunehmend wütend, sie striten sih als Freunde.
In der zweiten Jahreshälte 2009 wurde der Hubshrauber im Museum of Modern
Arts in New York ausgestellt. Als Tran uoc Hai mit dem Aufbau fertig war,
standen sie zusammen vor der Mashine. 12 000 Kriegshubshrauber hate Amerika
nah Vietnam geshikt, nun hate Vietnam einen Friedenshubshrauber zurük-
geshikt. Es war ein shöner Raum, wie geshafen für sein Werk: hohe weiße
Wände, Fenster, die bis zum Boden reihen; Halogenleuhten tauhten den Helikop-
ter in warmes Liht. Vielleiht sah er da seine Mashine zum ersten Mal niht als
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