Travel Reference
In-Depth Information
tadellos. Doh am Ende kamen die Experten zu dem Shluss, dass das Gerät niht
den Siherheitsansprühen der großen Hubshrauberhersteller wie der amerikanis-
hen Bell Helicopter oder der russishen MIL genüge. Kein Testlug.
»Diese Leute haben sih shuldig gemaht an Volk und Nation!«, poltert er und
lässt seinem Fluh einen wütenden Moment des Shweigens folgen. Häte er seine
Mashine vollenden können, wäre Vietnam die neunte von elf Nationen gewesen,
die selbstständig Hubshrauber entwikelt häte, sagt er - sogar noh vor China!
Ih habe eine Frage, die mir auf dem Herzen liegt:
»Sie sprehen sehr ofen und sehr direkt. Sie müssen wissen, dass dieser Text
zwar in Deutshland ersheinen wird, aber auh dort gibt es eine vietnamesishe
Botshat, auh dort liest man Zeitungen. Gibt es Dinge, die ih besser niht veröf-
fentlihen sollte?«
Er maht eine Handbewegung, als würde er Fliegen vertreiben. »Shreiben Sie!«,
sagt er. »Ih habe keine Angst vor dem Gefängnis.«
Aber er weiß natürlih, dass er unangreifbar geworden ist. Niemand wird ihn
einsperren. Statdessen bekam er eine Auszeihnung verpasst: Die gerahmte
Urkunde liegt noh unausgepakt in ihrer Pappshahtel in einer Eke des Wohnzi-
mmers. Es ist ihm ofensihtlih peinlih, als seine Frau sie stolz hervorholt: »Held
der Arbeit in der neuen Zeit« steht da. Als er den Karton erstmals in den Händen
hielt, musste er erkennen, dass er gesheitert war. Niht nur das, nun begann auh
die öfentlihe Meinung, sih gegen ihn zu wenden. Wozu sollten Vietnamesen Hub-
shrauber bauen, wenn sie einfah welhe im Ausland kaufen konnten, fragte man
sih. Es war ein Tiefpunkt in seinem Leben.
Und dann wendete sih sein Glük erneut. Im Jahr 2004 stand eines Tages ein
kleiner Mann mit Glatze und einer modishen Brille vor seiner Haustür. Es war
Dinh Q. Le, ein Künstler aus Ho-Chi-Minh-Stadt. Le war 1978 mit seinen Eltern auf
einem Boot aus Vietnam in die USA gelohen, dort Künstler geworden und in den
Neunzigerjahren zurükgekehrt.
Dinh Q. Le hat noh Erinnerungen an den Vietnamkrieg. Er erinnert sih an die
Leihe eines Vietcong-Soldaten, dem jemand einen Stok in eine Shusswunde im
Gesiht gerammt hate. An die Beerdigung seiner Kindergärtnerin, die bei einem
Artillerieangrif ums Leben gekommen war. An die Panik in der Stadt, als das Ger-
üht umging, dass die Kommunisten kämen. Dann, in den USA, musste er ers-
hrekt feststellen, dass die kollektiven amerikanishen Erinnerungen begannen,
seine vietnamesishen im Kopf zu verdrängen: Die Bilder aus »Apocalypse Now«,
Search WWH ::




Custom Search