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Herr huong hielt vor einer Pagode und ließ mih aussteigen. Als ih von meiner
Besihtigung zurükkehrte, hokte er neben dem Cyclo auf dem Bordstein und
rauhte eine Zigarete. Das Leben der Cyclo-Fahrer besteht zum größten Teil aus
Warten in der Hitze, und dabei läge es nun nahe, dass sie sih in den bequemen
Passagiersitz setzen. Aber ih sehe sie immer nur am Bordstein auf ihren Haken
hoken. Vielleiht glauben sie, dass das Lümmeln im Passagiersitz Unglük bringt?
Während wir uns wieder in Bewegung setzten, dahte ih über Herrn huongs
Fragen nah. Sie klangen derart vertraut; bestimmt hate ih shon hunderte Mal
eine ähnlihe Konversation in Südostasien geführt. Es ist, als häten sih Vietnames-
en, Laoten und Kambodshaner abgesprohen, wie sie ausländishe Gäste zu em-
pfangen haben. Was ist der Sinn dieser Standardkonversation? Ih glaube, es ist ein
Abtasten, wie man sein Gegenüber einzushätzen hat. In allen drei Gesellshaten
ordnen sih die Menshen in eine Hierarhie ein, shon durh die Anreden wie
»älterer Bruder«, »Onkel« und ähnlihe. Wenn sih zwei Unbekannte trefen,
müssen sie erst einmal herausinden, wer in der Hierarhie weiter oben steht. Und
das tun sie, indem sie sih jene Faktoren miteilen, die über die Position in der Hier-
arhie entsheiden: Alter, Familienstand - und das Einkommen.
Zum Abshluss der Konversation kam noh ein Paukenshlag von Hern huong:
»How muh money do you earn per month?« Subtilität ist keine asiatishe Stärke.
Die Frage überrashte mih in ihrer Direktheit, sodass ih etwas zu lange nah einer
ausweihenden Antwort suhte. Herr huong verdiente mit Siherheit nur einen
Bruhteil des Geldes, das ih verdiene. Und ih weiß, dass es keinen Sinn maht, auf
steuerlihe Abgaben und die höheren Lebenskosten im Westen hinzuweisen - das
klingt ziemlih abstrakt in asiatishen Ohren. »Niht genug«, sagte ih shließlih.
Er lahte.
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