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Greene mahte sih wenige Freunde: Es war die Zeit des Kalten Krieges, die Zeit an-
tikommunistisher Paranoia, die Zeit des »Wer niht für uns ist, ist gegen uns.«
Es gab Dinge, die Greene niht voraussehen konnte: Dass jene Spione, die er im
Roman als iktive Figuren beshrieben hate, nun ihn und sein Werk zu Gegnern
erklären würden - in der Realität. Dass er also für den Rest seines Lebens seinen ei-
genen Kalten Krieg mit der CIA auszufehten haben würde.
Als Greene 1951 zum ersten Mal nah Saigon kam, fand er eine Stadt vor, die ihre
besten Tage hinter sih hate. Es herrshte Krieg, die Franzosen verteidigten ihre Ko-
lonie gegen die Viet Minh, jene vietnamesishen kommunistishen Guerillas. Frem-
denlegionäre, viele ehemalige deutshe SS-Kämpfer, bestimmten das Straßenbild.
Die Restaurants haten Drahtgiter vor den Fenstern, um zu verhindern, dass Hand-
granaten hineingeshleudert wurden. An den Brüken waren mit Sandsäken be-
wehrte Kontrollpunkte aufgebaut. Prostitution und Drogenhandel blühten. Eine
französishe Obershiht plegte ihren kolonialen Lebensstil, als könnte sie ewig so
weiterleben. Die Rue Catinat war heruntergekommen, vernahlässigt während der
Jahre des Vihy-Regimes und der japanishen Besatzung. Putz bläterte von den
apricotfarbenen Kolonialbauten. Die Häuser strahlten immer noh die Eleganz
früherer Jahre aus, doh nun mishte sih eine gewisse Zwielihtigkeit darunter:
Spione, Soldaten, Journalisten und deren Prostituierte bevölkerten die Hotels - eine
Atmosphäre, die Greene klar anzog.
Ih gehe weiter vom »Hotel Majestic« die Dong Khoi hoh. Die vietnamesishe
Stewardess, welhe als Vorbild für Phoung diente, soll Greene im »Majestic« getrof-
fen haben. Manhmal übernahtete er bei seinen Besuhen auh in einem anderen
Hotel, das ih ein Stük weiter die Straße hoh entdeke: Das »Mondial« mit der
Hausnummer 109, das heute noh unter dem Namen »Catinat« existiert. Zwishen
dem »Mondial« und dem »Majestic« inde ih das »Grand Hotel«, das Greene als
Ort für das eher ärmlihe Apartment seines Hauptharakters Fowler wählte. Ih er-
wishe mih selbst dabei, wie ih die Fensterreihen absuhe, mih frage, hinter wel-
hem wohl Fowler und Phoung gelebt haben könnten. Heute würde Fowler siher
niht mehr hier absteigen - es ist ein Hotel, das so teuer aussieht, dass ih selbst
kaum hineingehen würde. In den Fünfzigerjahren muss das anders gewesen sein:
Ih kam langsam die Treppe zu der Wohnung in der Rue Catinat hinauf, auf
dem ersten Treppenabsatz innehaltend und ausruhend. Die alten Frauen
tratshten, wie sie es immer getan haten, auf dem Boden außerhalb des Urin-
als hokend, in den Linien ihrer Gesihter das Shiksal tragend wie andere in
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