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In den Norden? Wozu?
Nur wer gezwungen wird, fährt in den Norden. Das begrif ih, nahdem meine fröh-
lihe Ankündigung, ih würde im Juni nah Kiruna fahren, nirgendwo auf Widerhall
stieß. Meine shwedishen Bekannten nikten mit blankem Gesiht, sie sagten: »Im
Juni?« Und wenn ih sagte: »Wann denn sonst, im August shneit's ja shon
wieder«, dann sagten sie: »Eben.« Andere drükten ihr Mitleid aus. Carl ham, der
ehemalige Bildungsminister der Sozialdemokratishen Partei, meinte, er würde nie in
den Norden fahren, denn entweder sei es dort eiskalt oder voller Müken. Eine gute
Freundin shrieb auf meine Ankündigung, nah Kiruna reisen zu wollen, shliht
zurük: »Musst du?«
»Ih würde gern die Miternahtssonne sehen.«
»Und was willst du da mahen?«
»Vielleiht wandern«, shrieb ih, shon vorsihtiger.
»Und wozu?«
»Um den berühmten Wanderweg, den Kungsleden, zu sehen und den Kebnekaise,
den höhsten Berg. Und die Mine von Kiruna …«
»Ja. - Aber wozu?«
Sensationslust gehörte zu den enthusiastisheren Reaktionen. Das klang so: »Ih
war nie in Kiruna, aber es wird bestimmt aufregend. Du musst mir unbedingt davon
erzählen. Hinterher. Wenn du zurükkommst.« Das hieß: Solltest du je zurükkom-
men. Ih pakte Dshungeldeo, ih pakte Moskitonetze, ih pakte Überlebensmüs-
liriegel und meine diksten Winterpullover ein.
Wobei noh gesagt werden muss, dass »Norden« mein Ziel niht klar genug umre-
ißt. Der Norden beginnt für die Shweden eigentlih nördlih von Stokholm und
reiht gerade so bis Östersund. Lappland dagegen liegt so weit ab, dass es niht nur
jenseits des Polarkreises, sondern für die meisten bereits jenseits von Gut und Böse
ist.
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