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hael Bellman und Evert Taube haben das musikalish getan. Beide gelten als Na-
tionaldihter und Nationalsänger Shwedens. Der eine gab sih zur Zeit des Rokoko
Wein, Weib und Gesang hin und shwankte niht nur, wenn er seine improvisierten
Lieder zum Citrinhen, einer Art Laute, sang, zwishen Fröja, der nordishen
Erotikgöttin, und Charon, dem Todesboten. Auh Bellmans Leben verlief als shiefe
Kurve zwishen den Koordinaten Alkoholexzess und Liebesafären hier, Armut und
Shuldgefängnis da. Nahdem sein Gönner König Gustav III. 1792 einem Atentat
zum Opfer gefallen war, starb der Dihter der »Fredmans Gesänge«, die noh heute
jeder kennt, in solher Armut, dass sein Grab auf dem Stokholmer Carla-Friedhof
zu mikrig ausiel, um noh auindbar zu sein.
Der Troubadour Evert Taube mahte es ihm als Bohemien der Zwanzigerjahre
nah. Auh er dihtete Lieder, in denen erfundene Figuren die Natur, die Tragik vom
Leben im Suf und die Sehnsuht nah Shönheit besingen. Um eine progressive Art
der Lebensgestaltung geht es Carl Jonas Love Almqvist, einem Shritsteller und
Komponisten, der bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts derart feministish und
sozialreformerish war, dass ihn die Kirhe als gefährlihen Revolutionär verdam-
mte (niht zu verwehseln mit Pelle Almqvist, dem Sänger der in shwarz-weißen
Anzügen autretenden Alternativrokband he Hives, die Singles mit so bewegenden
Titeln produziert wie »Walk Idiot Walk«). Almqvists Roman »Die Wohe mit Sara«
erzählt von einer Frau, die sih niht wie ihre iktiven Kolleginnen aus England ins
Dahstübhen sperren ließ, sondern gut anderthalb Jahrhunderte vor den Hippies
liebte, wie und wen sie wollte. Wenig später, gegen Ende des 19. Jahrhunderts,
äußerte die Shritstellerin Victoria Benedictsson den aufrührerishen Gedanken, sie
wolle niht immer nur Frau sein, sondern Mensh. Jene Jahre gelten als Pionierzeit
der Literatur. In den zwei Jahrzehnten vor der Wende zum 20. Jahrhundert
entstanden literarishe Zirkel, realistishe Romane wurden en vogue. Man wandte
sih sozialen Problemen zu, hate die Veränderung der Gesellshat vor Augen.
Niht nur August Strindberg nahm die überholten Geshlehterverhältnisse unter
die Lupe. Auh sein zwanzig Jahre jüngerer Kollege, der Kultautor Hjalmar Söder-
berg, prangerte die sheinheilige Liebesmoral an. Er sheute niht vor Tabubrühen
zurük und wurde shnell zum Enfant terrible des literarishen Establishments. Sein
Werk, das zur Flaneurliteratur des Fin de Siècle gehört, ist in einer zeitlos shönen
Sprahe geshrieben, und sein wihtiger Roman »Doktor Glas« über einen un-
gestraten Mörder beeinlusst shwedishe Autoren bis heute.
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