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jede Sekunde in die Tiefe, 80 Meter weit, am Tag ist das ein halber Starnberger See.
»Unglaublih, oder? Mih beeindrukt es immer noh jeden Tag«, sagt Carlos Opitz.
Ein erster Kontrollrundgang, bevor die Touristen kommen. Vorbei am Boseti-
Fall - hier ließt das Wasser breit und ruhig und weiß, wie eine Gardine. Ein paar
Shrite weiter der San-Martín-Fall, der größte: ein dünner, quirliger Shwall, gleih
einem losgelassenen Gartenshlauh spritzt es mal nah hier, mal nah da. Etwas
shlaf der Eva-Fall: Wie aus einer Dahrinne plätshert es zu Boden. »Es hat niht
viel geregnet, und die Brasilianer haben am Oberlauf die Shleusen aufgemaht«,
sagt Carlos, als wolle er sih entshuldigen. Im Hintergrund das dumpfe Grollen von
Hunderten anderer Wasserkaskaden - wer zählt die Tropfen, wer die Regenbögen?
Man kommt sih vor wie in einem Gemälde Caspar David Friedrihs: groß die Natur,
klein der Mensh.
Die Guaraní-Indianer glauben, dass der eifersühtige Shlangengot M 'Boi die
Wasserfälle shuf: Am Ufer des Iguazú - des »Großen Wassers« - lebte die shöne
Häuptlingstohter Naipí. Sie liebte Tarobá, den tapfersten Krieger ihres Stammes,
war aber dem Got M 'Boi versprohen. Da lohen Naipí und Tarobá in einem Kanu
auf dem Iguazú, der damals noh ganz ruhig dahinloss. Doh M 'boi erwahte und
bemerkte die Fluht. Wütend spannte er seine Muskeln und wirbelte das Wasser so
auf, dass der Fluss nie mehr zur Ruhe kommen sollte. Unter seinen gewaltigen Shlä-
gen brah das Felsenbet ein, und das Wasser stürzte in die Tiefe: Kein Boot konnte
mehr über diese Shwelle fahren. Naipí wurde sofort in einen Felsblok verwandelt,
über den zur Strafe die Wassermengen tobten. Ihr Geliebter ist seither eine Palme.
Am Rand des Flusses steht er, auf ewig dazu verdammt, zuzusehen, wie die Geliebte
vom herabstürzenden Wasser gepeinigt wird. Niemals werden sie zueinander kom-
men können.
Etwas langweiliger, aber dafür weniger grausam ist die Version der Erdwis-
senshatler: Sie meinen, dass die Fälle vor rund zwei Millionen Jahren entstanden,
als sih die Flüsse Iguazú und Paraná vereinigten und sih nah und nah in
immer neuen Verzweigungen durh das Gestein in die Tiefe frästen. Der Basalt-
dekel, auf dem die Fälle liegen, ist aus Vulkaneruptionen vor rund 150 Millionen
Jahren entstanden, er erstrekt sih von Südbrasilien über Paraguay und Uruguay
bis nah Nordost-Argentinien und ist damit - auf einer Flähe, ungefähr so groß wie
Ägypten - das größte Lavaplateau der Erde.
Das müsste Parkwähter Carlos eigentlih gefallen, denn für Superlative sind Ar-
gentinier immer zu haben. Doh für Fragen nah dem Warumwoherwieso hat er jetzt
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