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keine Zeit. Er bükt sih hier nah einer Plastiktüte, da nah einem Fetzen Filmver-
pakung. Es soll alles shön sein, das will man ja als Parkwähter. Er rütelt probe-
halber an einem Geländer: alle Shrauben fest. »Shon lange kein Selbstmörder mehr
da«, murmelt er. Sein Spanish klingt mehr gesungen als gesprohen - typish Cór-
doba, Argentiniens zweitgrößte Stadt, da kommt er her. Den deutshen Nahnamen
hat ihm der Großvater vererbt, »aber ih habe auh spanish-italienishes Blut in
meinen Adern. Die argentinishe Standardmishung.«
Von drüben läutet die kleine Bimmelbahn, sie spukt den ersten Touristenshwall
des Tages aus. Sie sind gierig auf den Anblik der Fälle, Kameras baumeln ihnen an
Hals oder Handgelenk, da trift es sih gut, dass ein Parkranger da ist - der kann
gleih mit aufs Bild. Oder mal kurz draufdrüken, hier, oben links, stellt von selbst
sharf, ganz einfah.
Carlos maht sih einen Spaß draus, Touristen shon von Weitem zu klassiizieren,
wie ein Vogelkundler. Stat auf Gesang und Geieder ahtet er auf Kleidung und
Kameras: Die da, mit der teuren Spiegelrelex und der Funktionshose - das müssen
Deutshe sein. Die zwei Frauen in greller Neonklut? Todsiher Brasilianerinnen. Der
Mann dort, ausgerüstet wie Indiana Jones, besser als jeder Parkwähter? Ein Aus-
tralier. »Und die da, mit ihrer Baumwollhose und ihrer Pappkamera, das ist bestim-
mt eine Argentinierin«, sagt Carlos.
Er muss eigentlih mehr auf die Menshen aufpassen als auf den Park. »Dabei« -
ein Seufzer - »wäre ih am liebsten den ganzen Tag allein in freier Natur.« In der
Früh, im Moment vor der Parköfnung, und abends, wenn alles wieder zu ist - da ist
er am liebsten hier.
In 100 Jahren, vermuten Geologen, wird man Männer wie Carlos Opitz gar niht
mehr brauhen - oder nur noh sehr viel weniger. Denn das Wasser reißt ständig Sh-
lamm, Sand und Kies mit sih und treibt all das Material in die Spalten der eigent-
lih stahlharten Basaltblöke. So verwitern die Fälle immer shneller, sodass bald ein
einziger riesiger Shlund all die kleinen Seitenfälle aufgefressen haben wird - und
damit auh die Wege, Geländer und Aussihtsplateaus für die Touristen.
Sehs Millionen Menshen drängeln sih jedes Jahr im Nationalpark Iguazú,
genauer gesagt: in den beiden Nationalparks auf der argentinishen und auf der bra-
silianishen Seite. Dort, bei den Brasilianern, hebt alle paar Minuten ein Sightseeing-
Helikopter für die besonders Zahlungskrätigen unter den Touristen ab. Es gibt Hoh-
seilgärten und Shlauhbootfahrten für diejenigen, denen die Grandezza der Natur
niht ausreiht, die noh eine Shippe Adrenalin obendrauf brauhen.
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