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an der Nordwand der Großen Zinne ist die Diretissima gemeistert - man muss sih
also shon etwas überlegen, um mit einer großen alpinistishen Heldentat in die
Geshihte einzugehen.
Cesare Maestri aus Trient, die »Spinne der Dolomiten«, gilt zwar als einer der be-
sten Kleterer der Welt. Aber bei den großen Expeditionen im Himalaja ist er niht
dabei gewesen. Wenn er shon keinen der höhsten Gipfel für sih bekommt, dann
will er wenigstens den shwierigsten. Den Cerro Torre.
Zusammen mit dem Bozener Toni Egger maht er sih Ende 1958 auf, um den
Berg, diesen unmöglihen Berg, zu bezwingen. Ende Januar 1959 maht Cesare
Maestri angeblih den Cerro, über die Nordwand. Sein Kamerad, sagt er, sei im Ab-
stieg von einer Eislawine begraben worden, mitsamt der Kamera, die das Gipfelfoto
enthielt. Eine der letzten großen bergsteigerishen Heldentaten, denkt man damals,
ist vollbraht. Wenn auh um den Preis eines Menshenlebens.
Doh die Maestri-Egger-Route bleibt unauindbar und unwiederholbar. Die
Fragezeihen werden größer, und über die Jahre werden aus ihnen erheblihe
Zweifel - bis kaum noh jemand an Maestris Gipfelsieg von 1959 glaubt.
Um seine Besteigung unter Beweis zu stellen, kletert Maestri im Juni 1970 erneut
auf den Cerro, bewafnet mit einem 180 Kilogramm shweren Kompressor. Er setzt
einen Haken nah dem anderen, Meter für Meter, er zwingt den Berg mit aller Ge-
walt in die Knie. Am 2 . Dezember steht er »oben«, behauptet er zumindest. Denn
den Eispilz, der auf dem Gipfel sitzt, besteigt er niht, der werde, sagt Maestri, ja
sowieso irgendwann weggeblasen. Beim Abstieg hinterlässt er eine Spur der Verwüs-
tung, shlägt einen Bohrhaken nah dem anderen wieder kaput. So shnell soll ihm
die »Kompressorroute« keiner nahmahen.
Aber die Zweifel an seiner Erstbesteigung hat Maestri damit eher genährt als en-
tkrätet. Denn erstens ist unter Bergsteigern ein Gipfel ein Gipfel, also der höhste
Punkt. Und zweitens besteigt man einen Berg niht in einer solhen Materialshlaht,
wie er das mit seiner Kompressorroute getan hat.
Ein Stabhohspringer von heute springt etwa anderthalb Meter höher als seine
Vorgänger vor 50 Jahren, ein Marathonläufer läut fast 15 Minuten shneller. Aber
die Spitzenkleterer mit Ausrüstung und Tehniken von heute, mit Satellitenbergwet-
terprognose aus dem fernen Europa sheitern noh heute regelmäßig daran, Maestris
angeblihe Route von 1959 zu inden oder gar nahzukletern. Man indet keine
Haken, keine Depots, keine Lager. Die Nordwand ist bis zu 90 Grad steil, shwieriges
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