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gehabt haben, da ist eine Gitarre als Begleitinstrument einfaher zu handhaben, als
immer gegen ein volles Orhester ansingen zu müssen …
Ein wirkliher Tangosänger ist Gardel eh erst ab Mite der Zwanzigerjahre, erst
ab da dominiert der Tango sein Repertoire. Vorher singt er neben vielen anderen mu-
sikalishen Spielarten auh immer wieder mal Tangos, aber eben niht überwiegend.
Auh als Tangostar versuht er sih weiterhin als internationaler Sänger in Szene zu
setzen, nimmt und führt Chansons, Foxtrots, Rumbas und Pasodobles auf. Ein neuer
Maurice Chevalier, das wollte Gardel werden.
Seine Filmkarriere war wohl niht ganz so erfolgreih, wie es ihm die Argentinier
heute gerne andihten. In seinen letzten Filmen wie El tango en Broadway ( 1934 ) gibt
Gardel den großbürgerlihen Gigolo, der mit dem Lumpenproletarier aus den Hafen-
vierteln nihts mehr zu tun hat. Eine Allegorie auf sein eigenes Leben. Aber bei ihm
reiht es dann doh nur für die französishe Paramount, die erhofte Hollywood-Kar-
riere will ihm niht wirklih gelingen.
Aber trotz allem Genörgel: Wer heute seine Klassiker wie die »Cumparsita« oder
»Por una cabeza« oder »Adiós Muhahos« hört; wer Gardel da seufzen und kla-
gen hört, wie selbst der Hund des Verlassenen vor Kummer niht mehr fressen mag,
wie einer beim Pferderennen »um einen Kopf« am großen Glük vorbeigeshlittert
ist oder wie der Abshied von den Freunden einem vor Trauer shier die Brust spren-
gt, wer also da niht shluken muss - der hat kein Herz im Leib. Das sehen auh
die Weltkulturhüter von der UNESCO so und haben deshalb Gardels Stimme 2003
zum Welterbe der Menshheit erklärt - gemeinsam mit der neunten Symphonie von
Beethoven und dem Lebenswerk Astrid Lindgrens.
Held wird man eben - da ist Diego Maradona die Ausnahme - in Argentinien erst
nah dem Tod: Wenn Gardel in Buenos Aires autrat, waren seine Shows niht immer
ausverkaut, manhe seiner Filme shaften es niht mal in die ganz großen Kinos.
Doh sein tragisher Unfall, die bombastishe Inszenierung seines Begräbnisses
und all die tatsählihen und vor allem vermeintlihen Witwen und Waisen, die
nah seinem Tod in den tagelangen Sondersendungen der Radios gefeatured wurden,
mahten Gardel mit jedem Tag, den er tot war, größer.
Heute, da das Land zum x-ten Mal den Tango wiederentdekt, ist Gardel längst
der Nationalsänger. Für die Oberklasse ist er einer, der das Land international salon-
fähig gemaht hat, mit dem man sih weltweit sehen lassen kann. Für das einfahe
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