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Das Museum lohnt den Besuh, man kann dort Gardels Partituren und seine Par-
fümlashen besihtigen, seine Briefe aus dem Waldorf Astoria, die Aufnahmen mit
seinem Zahnpastaläheln, dem pomadierten Haar und den rot getünhten Lippen.
Die Museumsleute bemühen sih, ihn als eine Art Robbie Williams seiner Zeit dar-
zustellen, einen Weiberhelden, ein Sexsymbol. Mit unzähligen Romanzen im In- und
Ausland. Aber war er das wirklih, der argentinishe Gigolo, der Latin Lover? Oder
war er, kinderlos und bis nah dem 40 . Geburtstag bei Mama lebend, niht eher so
kalt und kühl wie Evita?
»Jemand mit einem Lebenslauf wie ih kann gar kein Verfehter der Ehe werden«,
sagt Gardel in einem Interview kurz vor seinem Tod. So ein Zitat maht sih gut für
einen Popstar.
Seine Freundin Isabel del Valle lernt er 1920 kennen, da ist sie gerade mal 14 Jahre
alt. Sie soll die einzige Frau bleiben, mit der er länger liiert war. Heiraten wird er sie
nie, sie haben das, was man heute eine »On-Of-Beziehung« nennen würde.
Dass sein Tod verursaht worden sei durh eine Shießerei mit dem Piloten wegen
einer Frau? Legende.
Der heilige Sankt Borges sprah sogar von Gardel als »Shwuhtel« - aber auh
die Gerühte, wonah der Tangogot seine eigentlihe Homo- oder Bisexualität mit
einem umso größeren Maho-Image zu kashieren suhte, sind unbeleg- und un-
widerlegbar. Ist ja letztlih auh alles egal, denn was zählt an Gardel, ist Gardels
Musik.
Gardel hat nihts erfunden, was niht shon vorher da war. Und doh ist seine künst-
lerishe Leistung eindeutig: Er ist der, der aus dem Tango neben dem Tanz ein Lied
und ihn damit groß gemaht hat.
1917 nimmt er für Max Glüksmann, einen österreihishen Juden, »Mi nohe
triste« auf, seinen ersten Tango. Am Ende seines Lebens wird es über 700 Aufnahmen
von Gardel geben: Tangos, Zarzuelas, Sambas, Volkslieder auf Italienish und Fran-
zösish. Sogar einen Tango in der Indio-Sprahe Guaraní gibt es von ihm auf Plate.
Eine voz blanca, eine »weiße Stimme« - so werden Gardels erste Autrite bes-
hrieben. Nasal singt er, mit mähtigem Vibrato, geshult an den Stimmen der itali-
enishen Oper. Lange Zeit lässt er sih nur mit Gitarre begleiten - bis dahin eigent-
lih untypish für den Tango. Aber mit den Harmonien soll es Gardel niht so sehr
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