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Alle paar Minuten rumpelt ein Zug vorbei, vom Río de la Plata geht eine kühle
Brise über den Platz, nah dem shwülen Märztag ist sie hohwillkommen. Es ist ein-
er der ersten Montagskiks in diesem Jahr, die einen waren im Januar am Strand,
die anderen im Februar - so rihtig in Form ist noh keiner.
Der Gast aus Deutshland ist kein guter Fußballspieler, war es nie und wird es nie
werden, er ist mit Abstand der shlehteste Mann auf dem Platz.
Er besinnt sih auf seine Tugenden, deutshe Tugenden: viel laufen, Mann deken,
den Ball - so er in dessen Besitz kommt - so shnell wie möglih wieder abspielen
zum freien Mann. Auh mal brav ins Tor gehen und halten, denn das will ja sonst
keiner. Und dennoh bekommt er heute bei jedem Ballkontakt Anfeuerungsrufe von
seinen Mitspielern: »Gut gemaht, Glatzkopf!« »Auf geht's, Panzer! Beim nähsten
Mal klappt's!« »Shade, wär super gewesen!« Solhe Sahen sagen sie ihm.
Es ist seine letzte Montagspartie hier, er hat zwei Jahre lang mit den Jungs
gespielt. Hat gelernt, dass man hier niht so hart einsteigt wie auf deutshen
Bolzplätzen. Hat gelernt, dass Distanzshüsse niht wirklih zählen in einem Land,
das einen Diego Maradona hervorgebraht hat. Er hat begrifen, dass Shreiereien
und kleine Rangeleien auf dem Platz etwas ganz Normales sind, dass man sih
danah einen Klaps auf den Po gibt und spätestens beim Bier danah wieder alle mit
allen allerbeste Freunde sind. Hin und wieder hat der Fußballgot ihm den Ball vor
die Beine und die wiederum vor das leere Tor geshikt, und dann und wann hat er
den Ball sogar im Netz untergebraht.
Alle wissen, dass er heute zum letzten Mal hier spielen wird und dann lange niht
mehr. Seine Mitspieler lassen ihn heute niht auswehseln, sie lassen ihn niht ins
Tor, sie lassen ihn niht ins Mitelfeld: Es soll heute sein Abend sein; er soll von An-
fang bis Ende im Sturm stehen und so viele Tore shießen, wie es nur irgendwie geht.
Sie spielen ihm die Bälle nur so zu: auf den Kopf und in die Beine, auf den rehten
und auf den linken Fuß. Jede Flanke landet bei ihm. Und ja, er maht ein Tor und
dann noh eines, und alle jubeln, wie Kinder.
Er wundert sih, dass er heute so einen Lauf hat, dass er besser an den Gegnern
vorbeikommt als sonst. Kann es sein, fragt er sih einen Moment lang, dass sie ihm
Tore shenken wollen, dass sie ihn begünstigen wollen, als Abshiedsgeshenk? Nein,
kann ja gar niht sein! Das wäre ja komplet gegen die Ehre des Mannes, des Argen-
tiniers, des Fußballers.
Es ist halb zwölf, die Nahfolgemannshat wartet shon, der Platzwart pfeit ab
und sammelt seine Pesos ein. Man hüpt unter die Dushe, der eine hat Seife, der an-
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