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Paide
schon bald eine Siedlung entwickelte,
die bereits 1291 zum ersten Mal Stadt-
rechte erhielt. Sie ist für die Stadtbe-
wohner eng mit dem Aufstand in der
Georgsnacht (Jüriöö) im Jahre 1343
verbunden, als sich die Esten gegen
die deutschen Herren erhoben, denn
auf dem Burggelände wurden einige
Zeit später vier estnische Älteste, die
zu Verhandlungen abgesandt waren,
auf Anordnung des Livländischen Or-
densmeisters Burchardt von Dreileben
getötet. Im Volksmund werden die
Stammesältesten „Könige“ genannt
und noch heute erinnern der Name
des ortsansässigen Hotels „Vier Köni-
ge“ (Nelja Kuninga) und ein Denkmal
auf dem Vallimägi an das Ereignis.
Im Laufe des 16.-17. Jahrhunderts
eroberten immer wieder die Russen
und die Schweden, 1602 auch einmal
die Polen die Stadt. Bei einem Brand
im Livländischen Krieg wurden schließ-
lich die Festung und mit ihr große Teile
der Stadt zerstört. 1636 wurde sie
dem nordöstlich gelegenen Gutshof
Mäo zugordnet und erhielt erst 1783
erneut Stadtrechte.
Der Name Paides, auf Deutsch Wit-
ten- oder Weißenstein, geht auf den
weißen Kalkstein zurück, aus dem
auch die Burg errichtet ist. Ähnliches
gilt für den estnischen Namen: Aus
Pae linn (Stadt oder Burg aus Kalk-
stein) wurde Paide.
Die Geburtsstadt des international
bekannten Komponisten Arvo Pärt ist
gut zu Fuß zu durchschreiten. Zentra-
ler Platz ist der Keskväljak, wo sich ne-
ben Rathaus und Kirche noch einige
ältere Gebäude aus dem 19. Jahrhun-
Ü VII/C2
Die Stadt Paide (Witten- oder Weißen-
stein) liegt im Landkreis Järvamaa,
der sich südwestlich von Tapa bis zum
Städtchen Võhma im Süden erstreckt.
Die Stadt liegt etwa auf halber Strecke
zwischen Tallinn und Tartu und nennt
sich deshalb etwas großspurig „Herz
von Estland“ (Eesti süda), was wirklich
nur geografisch stimmen mag. Bis auf
die alte Befestigungsanlage hat Paide
nicht sehr viel zu bieten, deshalb ver-
wundert es kaum, wenn viele Touris-
ten die Stadt und den umgebenden
Landkreis einfach durchfahren. Wer es
aber nicht allzu eilig hat, sollte einen
Zwischenstopp einlegen und die
Hauptsehenwürdigkeit des Ortes, den
Befestigungsturm auf dem Burghügel,
besuchen.
Im Landkreis können einige sehens-
werte mittelalterliche Kirchen , zum
Beispiel in Ambla, ganz im Norden,
sowie einige schön herausgeputzte
Herrenhäuser, beispielsweise Jäneda
im Norden Järvamaas oder Laupa,
ganz im Süden, besucht werden. Eine
der ältesten Siedlungen Estlands, das
Dorf Kareda, liegt zwischen Paide und
Järva-Jaani. Der Ort tauchte unter
dem Namen Carethen bereits in der
Livländischen Chronik auf. Die Land-
schaft in der Umgebung ist sehr ab-
wechslungsreich und umfasst Karstge-
biete, Drumlins, Moore und ein Quell-
gebiet.
1265 entstand auf dem Vallimägi
(Burghügel) unter Leitung Konrad von
Manderns anstelle einer altestnischen
Burg eine Ordensburg, um die sich
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