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An manchen Ticketschaltern geht es
ziemlich chaotisch zu. Wie in „cuba-
nisch reisen“, fragen Sie nach dem
Letzten in der Schlange (quién es el úl-
timo) und wofür er ansteht (de Santa
Clara, zum Beispiel). Es gibt auch pro-
fessionelle Schlangesteher, die ihren
Platz dann verkaufen oder sich für je-
manden anstellen.
gibt es für Ausländer zwei Karten pro
Bus, also muss man vorher unbedingt
nachfragen. Astro fährt von La Habana
und den anderen größeren Städten
ab.
Viazul
Hier zahlt man auch in CUC, mit
dem Vorteil, dass die Busse von Viazul
superpünktlich und ohne Pannen ver-
kehren. Auf den Langstrecken wird ei-
nem die Aircondition schnell unange-
nehm, also eine Jacke mitnehmen.
Viazul fährt zum Beispiel von La Ha-
Astrobus
Astrobus ist die staatliche Busge-
sellschaft. Der Tourist darf eigentlich
nur Viazul benutzen, aber manchmal
Reisen auf Cuba
Ich fahre auf der Verbindungsstraße nach
Norden. Der graue Asphalt windet sich
zwischen vereinzelten Bananenplantagen
und endlosen Zuckerrohrfeldern hindurch.
Ladas und einige fernöstliche Mittelklasse-
wagen kreuzen unseren Weg. Nach einer
Stunde werden die Felder spärlicher, ab
und zu stehen ein paar Königspalmen Spa-
lier. Die ersten Häuser tauchen auf. Ein
Ortsschild gibt es nicht. Entweder wird der
Reisende mit einer überschwänglichen Ze-
mentplastik einer örtlichen Künstlergruppe
begrüßt oder gar nicht. Der Verkehr wird
dichter, wir kurven zwischen Fahrrädern,
Pferdefuhrwerken und Traktoren in Rich-
tung Zentrum und halten an.
Es ist eine Kleinstadt, wie es viele auf der
Insel gibt. Die Straßen, sind schachbrettar-
tig angeordnet, in eine Richtung laufen die
Avenidas, quer dazu die Calles. Der Mittel-
punkt ist ein Baum bestandener kleiner
Park, wie aus dem Bilderbuch. Daran an-
grenzend liegt die Kirche und das Verwal-
tungsgebäude. In der Mitte grüßt ein Denk-
mal - Martí, Goméz, Marceo oder Céspe-
des - die Helden werden verehrt, beschat-
tete Bänke laden zum Verweilen ein.
Ich setze mich auf eine grün gestrichene
Bank zwischen den Bäumen in die Nach-
mittagssonne und lasse das Treiben an mir
vorüberziehen. Die Geräusche weben ei-
nen sanften Klangteppich, der nur aus der
Ferne zu mir durchdringt. Hier ein Quieken
und ich denke an ein Schwein. Wird jetzt
geschlachtet, was ich heute Abend esse?
Ich höre irgendwo Maschinen und Musik,
immer abwechselnd drängt sich ein Ge-
räusch in den Vordergrund. Wenn ich mich
umschaue, sehe ich alte Holzhäuser mit
bunten, verzierten Veranden. Aber alles
verfällt. Es wird wild improvisiert, um den
Zerfall zu stoppen. Hier ein Stück Blech,
dort ein paar Bretter, eine verrostete Re-
genwassertonne. Die Menschen scheinen
auf Ästhetik weniger Wert zu legen. Sind
sie so arm, so frustriert, so gleichgültig?
Aber es gibt Unterschiede. Zwischen den
zerfallenen, verwahrlosten Häusern gibt es
immer wieder sorgfältig renovierte Bauten.
Wie der Fels in der Brandung ragen bunt
angestrichene Fassaden hervor. Überall im
Land gibt es liebevoll gepflegte Vorgärten,
selbt in armen Gegenden.
Diese Widersprüche begleiten einen auf
allen Wegen durch Cuba. Sie machen ein
Stück der Faszination der Zuckerinsel aus.
 
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