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Frente und dem Masón. Dazu kleidete
man sich in französisch angehauchte
Fantasieuniformen und Kleider. Die
weißen Städter säumten alsbald die
Straßen, um dem bunten Treiben zu-
zuschauen. Der jeweilige Stadtgou-
verneur ließ mildtätige Gaben, wie
Süßigkeiten, aus den Fenstern werfen
und empfing die gewählten Könige
auf der Treppe, wo er ihnen Geschen-
ke übergab.
Bald wurden von den Ausführenden
der Umzüge Vereine gebildet, die
Comparsas. In Ostcuba bildeten
überwiegend Sklaven aus dem Cala-
bargebiet die Mehrheit, deren Religi-
on die Regla de Abakuá war. Beim
Karneval finden sich Abwandlungen
der Abakuá-Tänze wieder, wie zum
Beispiel die Tänze der Íreme, der Teu-
felchen. Sie tragen Kleider aus fransi-
gem Stoff und lange, spitze Kapuzen,
auf die große Augen gemalt sind.
Als Musikinstrumente benutzte
man zu den Umzügen eine „verwelt-
lichte“ Version der heiligen Trommeln,
die auf beiden Seiten mit Fellen be-
spannt waren, Schlagbleche und die
Chachá, eine Rassel. Dazu kamen
noch kleine Flöten.
Als die chinesischen Kontraktarbei-
ter an die Stelle der Sklaven traten,
brachten sie auch ein Instrument mit,
das man eigentlich nur als „Tröte“ be-
zeichnen kann. Korrekt heißt sie heute
corneta china. Diese einfache Trompe-
te bildet den Widerpart zu den dump-
fen Trommelschlägen der Tumba fran-
cesa. Am Karnevalstag in Santiago
ziehen die Comparsas durch die ein-
zelnen Stadtviertel, gefolgt von der
ausgelassenen Menge. Außerdem gibt
es noch reine Trommlergruppen, die
Congas. Die ziehen in einer Art Wett-
streit durch die Straßen der anderen
Stadtviertel, wobei sie versuchen, mög-
lichst viele Anhänger hinter sich zu
scharen. Das Ganze nennt sich Invasi-
on. Gewonnen hat die Conga, die die
meisten Mitläufer hat, am Besten ist
es, wenn sich dann auch noch Musiker
anderer Congas einreihen.
Dieses Fest war anders als das reli-
giöse Fest der Weißen, deshalb ström-
ten immer viele Weiße herbei, um das
fremdartige Treiben zu sehen. In La
Habana gab es den ersten Karneval
1650. Man zog auch hier in den Com-
parsas durch die Straßen. An der Spit-
ze wurden die Vereinsfahnen getra-
gen. Jede Comparsa wählt jährlich ein
neues Erkennungslied und ein neues
Motto aus.
1884 wurden die Umzüge aus
Furcht vor Übergriffen verboten.
Nach der Unabhängigkeit von Spa-
nien versuchten die diversen Macht-
haber die Popularität der Comparsas
für sich auszunutzen. Sie ließen besto-
chene Gruppen bei ihren Wahlveran-
staltungen auftreten, um so die „Fans“
der Comparsa für sich zu gewinnen.
Wenn ihnen das Treiben zu gefährlich
wurde, verboten sie die Umzüge oder
die Tanzgruppen.
Diese Festlichkeiten wollte man im
19. Jh. nicht den Farbigen überlassen,
und so gab es bald auch Gegenum-
züge der Weißen, die von großen Fir-
men gesponsert waren. Da es zwi-
schen den Teilnehmern der beiden
Gruppen zu Handgreiflichkeiten kam,
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