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neKulturvollerStolz.AnderAlgarvedagegenisteinTouristinersterLinie
ein„Geldfaktor“,dernachBudgetundAusgabefreudigkeitbewertetwird.
Am liebsten sind den Algarvios Hotel- oder Golftouristen, die viel Geld
ausgeben, sich nicht beklagen, nur schwärmen und bald wieder nach
Hause fahren. Genau genommen sinddieBritendesPortugiesenliebs-
tesTourismuskind: Sie geben sich mit Sonne und kaltem Bier zufrieden
und finden alles lovely. Die Deutschen (turistas alemães) dagegen haben
das Image von Nörglern und anspruchsvollen Knausern. Sie gelten als
wohlhabend, etwas spröde, kritisch, kühl und diszipliniert. Wenn teutoni-
scheOrdnungsliebeauflusitanischesOrganisationschaostrifft,istsoman-
cherKulturschockvorprogrammiert.Außerdemzähltder„typischeDeut-
sche“ das Wechselgeld nach und überprüft die Rechnung. So etwas wür-
de einem Portugiesen nie einfallen. Es wäre ihm peinlich, man könnte ja
denken, er hätte kein Geld. Und selbst wenn dies der Fall wäre, so lässt
manessichdochaufkeinenFallanmerken.
Estrangeiro heißtimübrigen„Fremder“undleitetsichvon estranho, „ei-
genartig, ungewohnt oder auch fremd“ ab. So manches kommt den Por-
tugiesen wohl noch immer fremd vor an den ausländischen Besuchern.
Am ehesten identifizieren sie sich mit der französischen Lebensart und
Mentalität,dieihresErachtensderportugiesischenamNächstenkommt.
Am wenigsten mögen sich viele Portugiesen, insbesondere in den Tou-
ristenzentren wie der Algarve, mit Campingtouristen anfreunden. Ange-
sichts der zunehmenden Zahl an Reisemobilen und der mangelnden In-
frastruktur für diese Tourismussparte, kommt es immer wieder zu Proble-
men. Einerseits werden gerade an vielen Orten der Algarve Reisemobilis-
tendiskriminiert,andererseitsverhaltensichmanchemobileCamperauch
unangemessen. Was Stellplätze für Wohnmobile angeht, steckt Portugal
noch in den Kinderschuhen. Erst nachdem auch viele Portugiesen selbst
die Freiheit auf Rädern für sich entdeckt haben und zunehmend Wohn-
mobilekaufen,isteinzögerlichesUmdenkenzuvermerken.
DasParadoxeanderAlgarveist,dassdieseRegionohneTourismusnicht
überlebenkönnte.DennochsehengeradehiervieleEinheimischedieaus-
ländischenGästeals eineArtEindringlinge an.ImGrundeärgertmansich
darüber, dass man vom Tourismus abhängig ist und für andere Leute den
„Diener“spielenmuss.Dieswürdenatürlichniemandlautsagen.Diebun-
tenTouristikprospekteversprechenschließlichSonneundSympathie.
Unbequem sind vor allem diejenigen Besucher,dielängereZeitblei-
ben undsoeinenEinblickindieAbgründederportugiesischenMentalität
und Gesellschaft bekommen könnten. Wenn sie dann noch die Landes-
sprache sprechen, sind sie zumindest suspekt, denn so könnten diese
FremdennegativeDingemitbekommen,wasunerwünschtist.
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