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Erst jetzt schwante den Byzantinern und den benachbarten christlichen
Balkanreichen der Bulgaren und der Serben, dass die Osmanen mehr im
Sinn hatten, als zu brandschatzen und dann wieder nach Asien zu ver-
schwinden.Unter Murad I. (1359-1389)lehrtendieTürkendiesüdosteu-
ropäischen Christen zum ersten Mal das Fürchten - womit jener fast pani-
scheZustandderMachtlosigkeitbezeichnetwerdenkann,dersichfürdie
nächsten 300 Jahre zu einer quasi abendländischen Türkenphobie aus-
wachsen sollte.
DieorthodoxegriechischeKircheunddaskatholischeAbendlandhatten
sich seit 1054 nicht mehr vereint und glichen oft eher feindlichen Lagern
denn christlichen Brüdern; nun aber sollten die fast schon verzweifelten
Bitten der byzantinischen Kaiser beim Papst zum Dauerzustand werden,
nur um dessen Hilfe für einen Kreuzzug gegen die Türken zu gewinnen.
EinerstesvereinigteschristlichesHeervonUngarn,SerbenundBosniaken
wurde jedoch 1371 von den Osmanen geschlagen, wenige Jahre später
fielen Sofia (1382) und Thessaloniki (1387) in die Hände der Türken.
Dann vernichtete Murad 1389 in der legendären Schlacht auf dem Am-
selfeld(KosovoPoljebeiPristina)endgültigdasSerbenreich.Nochaufdem
Schlachtfeldwurde Bayesid I. (1389-1402)zumneuenSultanausgerufen,
nachdem sein Vater von einem sich scheinbar unterwerfenden Serben er-
dolcht worden war. Der neue Herrscher ließ alle Gefangenen einschließ-
lich des serbischen Königs Lazar bei der Leiche seines Vaters hinrichten.
DiechristlichenBalkanreichesüdlichderDonau-einschließlichdesby-
zantinischen Kaiserreichs - unterwarfen sich nun und leisteten Heeresfol-
ge. Sie mussten Bayesid sogar nach Anatolien folgen, um das konkurrie-
rende turkmenische Fürstentum Karaman in die Schranken zu weisen;
nach dem Feldzug, bei dem die Osmanen auf asiatischem Boden zum er-
sten Mal Schießpulver und Kanonen eingesetzt hatten, geriet ganz West-
undZentralanatolien unter osmanische Herrschaft (1391). Bayesid wech-
selte wieder den Kontinent - nicht umsonst wurde er Y£ld£r£m, „der Blitz“,
genannt-,umseineaufbegehrendenVasallen,daruntervorallemByzanz,
zu strafen. Als er Konstantinopel belagerte, näherte sich ein unter ungari-
scher Führung stehendes Kreuzfahrerheer, das der Sultan bei Nikopolis
(1396) vernichtend schlug.
Byzanz schien verloren zu sein, als unerwartet die Tataren den osmani-
schen Vorstoß bremsten: Der berüchtigte Timur Lenk (Tamerlan), Herr-
schervonSamarkandundbekanntdurchdieBergeanSchädeln,dieseine
Truppen nach Eroberungen zurückließen, war in Kleinasien aufgetaucht.
Wieder wechselte Bayesid auf die asiatische Seite, aber bei Ankara (1402)
erlitt er durch die Tataren eine vernichtende Niederlage und starb in Ge-
fangenschaft.
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