Travel Reference
In-Depth Information
gelrechte Dunstschleier am Horizont ab-
zeichnen. Die kommen nicht von unge-
fähr, denn man schätzt, dass sich täglich
fast eine Million Fahrzeuge auf Madrids
Straßen bewegen, nicht gerade wenige
davon mit Dieselmotor.
Warnzeichen wie ein Anstieg der Tem-
peratur, Wasserknappheit, Dürre und
Versteppung in den umliegenden Ge-
meinden wurden zunächst ignoriert und
es dauerte sehr lange, bis man versuch-
te, das Problem anzugehen und vor al-
lem den Autoverkehr zu begrenzen. Auch
wurden gerade in den letzten Jahren so-
gar noch gut zwei Dutzend Golfplätze ge-
baut, die beim Landeanflug auf Madrid
vom Flugzeug aus wie grüne Einspreng-
sel inmitten der meist braunen, trocke-
nen Erde hervorstechen. Golfplätze müs-
sen ständig bewässert werden, was gera-
de bei 40 Grad im Juli fast schon heller
Wahnsinn ist, wenn gleichzeitig die Be-
völkerung angehalten wird, Wasser zu
sparen.
In den letzten Jahren begann aber
dann doch ein Umdenken. So wur-
de über eine Maut für alle Autos disku-
tiert, die ins Zentrum fahren, die Idee
aber dann doch verworfen. Immerhin
wurde aber das Zentrum großflächig in
verkehrsberuhigte Zonen umgestaltet,
um vor allem das Parken zu erschwe-
ren und somit die Anreize, ganz selbst-
verständlich mit dem Auto ins centro zu
fahren, deutlich gesenkt. Mit Erfolg, es
ist im Zentrum schon sehr viel ruhiger
und entspannter geworden. Letzteres
erfreut auch die Touristen, denn Madrid
zählt zu den zehn am meisten besuchten
Städten in Europa. Dennoch sind weder
die Altstadt noch das Zentrum von Mad-
rid fest in touristischer Hand. Im Gegen-
teil, noch immer überwiegt die Zahl der
Bevölkerungsentwicklung
1897: 542.000 Einwohner
1930: 1,04 Mio. Einwohner
1960: 3,17 Mio. Einwohner
1970: 3,1 Mio. Einwohner
2001: 2,9 Mio. Einwohner
2012: 3,2 Mio. Einwohner
in Bilbao (Werften, Industrie) und in den
beiden Großstädten Barcelona und Ma-
drid. So kam es zu einer hohen internen
Immigration. Die Folge für Madrid: Es
wurde gebaut, vor allem in den Randge-
bieten, und zwar ziemlich chaotisch und
ohne Plan. Häuser entstanden schnell,
aber es fehlte oft die Infrastruktur wie
z. B. eine Verkehrsanbindung. Die wur-
de dann aber nachgeholt, auch das Me-
tronetz wuchs beständig und zählt heu-
te zu den größten in ganz Europa. In den
1970er- und 1980er-Jahren versuchte
man dann, auch autogerechte Verkehrs-
anbindungen zu schaffen, beispielswei-
se entstand die Ringautobahn M-30,
eine der heute am meisten befahrenen
Straßen der Stadt mit etwa 200.000 Au-
tos täglich. Seit 1995 hat es darüber hi-
naus eine immer stärkere Immigration
aus dem Ausland gegeben, denn seit
Spaniens Beitritt zur EU hatte sich das
soziale und ökonomische Leben deutlich
verbessert.
Die meisten Einwohner der Stadt le-
ben also in den Randgebieten und ha-
ben deswegen auch teilweise relativ
weite Wege zum Arbeitsplatz zurückzu-
legen. Das hat Folgen: Madrid liegt zwar
auf 650 Meter Höhe, ist aber von noch
deutlich höheren Bergen umgeben. Dies
führt u. a. dazu, dass sich die Luft nicht
gut austauscht und sich viel zu häufig re-
Search WWH ::




Custom Search