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le für Musik spielen dann die alten
Instrumente.
Der Prinzenbau, ab Anfang des 17.
Jahrhunderts in langer Bauzeit errich-
tet, diente einst als Wohnsitz für die
zweitgeborenen Prinzen und ist heu-
te Sitz des Justizministeriums. Be-
reits auf 700 Jahre Tradition blickt
der Kanzleibogen zurück, der Durch-
gang an der Ecke zur Alten Kanzlei.
Schon im Mittelalter stand hier eines
der Stuttgarter Stadttore, das Tunz-
hofer Tor. Der barocke Durchlass
wurde in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts gestaltet und ist heute
eine vielfrequentierte Abkürzung zur
Königstraße.
Die stattliche Alte Kanzlei an der
Nordostseite des Platzes wurde um
1543 errichtet und diente dem Her-
zog als Gebäude für seine Hofverwal-
tung. Einst saßen hier Schreiber und
Buchhalter, heute sitzen Gäste des
Lokals Alte Kanzlei (s. S. 33) auf der
schönen Außenterrasse oder im In-
nern des Renaissancebaus und ge-
nießen einen Aperol, einen Mittags-
imbiss oder Kaffee und Kuchen.
An der Ecke zum Schlossplatz Í
erhebt sich die Merkursäule, die
Ende des 16. Jahrhunderts errich-
tet wurde. Die goldene Figur Merkurs
krönt die Säule, die ursprünglich als
Druckbehälter für die Wasserversor-
gung von Schloss und Garten ent-
stand und einen hölzernen Wasser-
tank als Aufsatz trug, seit 1862. Das
Kosakenbrünnele am Säulenfuß wur-
de zur gleichen Zeit neu gestaltet.
Vom Schillerplatz selbst blickt ernst
der gleichnamige Dichter auf das Trei-
ben zu seinen Füßen - dreimal wö-
chentlich auf Marktstände, im Herbst
auf das Weindorf und im Winter auf
die geschmückten Buden des Weih-
nachtsmarkts. Das von Berthel Thor-
valdsen geschaffene Denkmal wur-
de 1839 als erstes Schillerdenkmal
Deutschlands aufgestellt, und das
obwohl der Autor 1782 aus Stuttgart
geflohen war: Der Herzog als Landes-
herr hatte Schiller Arrest angedroht
und ihm das weitere Schreiben ver-
boten. Doch nach dem Tod des Dich-
ters fand in Stuttgart 1825 das erste
Schiller-Fest statt und auch der erste
Schiller-Verein wurde hier gegründet.
µ Haltestelle: Schlossplatz, U5, U6, U7,
U12, U15. Fruchtkasten Di.-So. 10-
17 Uhr, eintritt frei, Musikpause 3 €
Ó Stiftskirche ***
[D4]
Die unterschiedlich gestalteten Tür-
me der Stiftskirche prägen die Silhou-
ette der Stuttgarter Innenstadt. Der
Südturm ist romanischen Ursprungs,
der achteckige Westturm und das Kir-
chenschiff sind spätgotisch, aber das
Gotteshaus wurde in seiner langen
Geschichte mehrfach umgebaut und
erneuert.
Die größte und älteste Kirche der
Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg
weitgehend zerstört und musste in
der Nachkriegszeit wieder aufgebaut
werden. Bei der jüngsten Sanierung
in den 1990er-Jahren machte man
überraschende Funde, etwa aleman-
nische Gräber aus der Zeit vor der
Gründung des Pferdegestüts und der
benachbarten Wasserburg durch Her-
zog Luitolf von Schwaben im 10. Jahr-
hundert (s. S. 55).
Dass bei der Modernisierung der
Kirche das hölzerne Tonnengewölbe
durch eine filigrane Glas- und Stahl-
träger-Konstruktion ersetzt wurde,
sorgte für öffentliche Diskussionen.
Besondere Beachtung verdienen die
elf Standbilder Württemberger Gra-
fen im Inneren der Kirche. Außerdem
wurden nach der Renovierung einige
Bildwerke der Spätgotik so platziert,
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