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Das East End
Geschichte
Noch bis Mitte des 18. Jh. lagen die Be-
zirke des heutigen East End außerhalb
der alten Stadtmauer. Hier lebte man zu
elisabethanischen Zeiten eher schlecht
als recht in heruntergekommenen Be-
hausungen mit hoher Sterberate. Dane-
ben bot das Viertel jedoch einen Frei-
raum für Künstler, insbesondere für die
Theaterzunft.
In den heutigen Bezirken Shoreditch
und Finsbury entstanden gegen Ende
des 16. Jh. The Theatre und The Curtain
Theatre, die ersten feststehenden Thea-
terhäuser. Viele Theaterleute und Künst-
ler wie z. B. Ben Jonson lebten in der
Nähe der Veranstaltungsstätten.
Von jeher war das East End außerdem
ein Auffanglager für Einwanderer, da die
Unterkünfte vor der Stadt für alle offen-
standen und preiswert waren. Als religi-
öse Flüchtlinge wanderten die Hugenot-
ten bereits Mitte des 16. Jh. nach Lon-
don ein und gründeten in der Gegend
um Spitalfields Seidenwebereien. Auch
gab es einen beständigen Strom an jüdi-
schen Einwanderern: zunächst sephardi-
sche Juden aus Spanien und dann Ash-
kenasi aus Osteuropa. Sie arbeiteten im
Textilgewerbe, waren Uhrenmacher und
Graveure oder handelten mit allen mög-
lichen Waren.
Ende des 18. Jh. kam es aufgrund der
Hungersnot (Potato Famine) zu einer gro-
ßen Einwandererwelle aus Irland. Durch
den Schiffsverkehr mit den Kolonien ka-
men auch zum ersten Mal dunkelhäutige
Einwanderer aus der Karibik und Afrika
nach Großbritannien, zunächst vornehm-
lich als Sklaven. Nach dem amerikani-
schen Unabhängigkeitskrieg verdingten
sich farbige Soldaten, die auf der Seite
der Briten gekämpft hatten, als Arbeits-
kräfte in den Docks und den Fabriken.
Auch junge Frauen wanderten in gro-
ßer Anzahl aus ländlichen Gegenden in
die Stadt ein und suchten Arbeit in den
Fabriken oder als Haushaltsangestell-
te. Durch die Industrialisierung war auch
eine neue wohlhabende Mittelschicht
entstanden, die sich jeden Luxus leis-
ten konnte und die mehr und mehr Be-
dienstete beschäftigten. Mit zunehmen-
dem Wohlstand wanderten auch die Ein-
wanderer vom East End in die besseren
Vororte ab und überließen ihre Häuser
und Wohnungen den nachdrängenden
Migranten.
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