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nach diesem Ereignis fanden Arbeiter im
White Tower eine Kiste mit zwei Kinder-
skeletten, die man als die Gebeine der bei-
den unglücklichen Prinzen identifizierte.
Karl II. ließ sie in die Westminster Abbey
überführen.
Im 16. Jh. tobte der Wüstling Heinrich
VIII. im Tower. Seine erste Frau, Kathari-
na von Aragon, heiratete er in diesem Fort.
Seinen Lordkanzler, den berühmten Ge-
lehrten Thomas Morus, hielt er wie den Bi-
schof John Fisher im Bell Tower gefangen.
Beide hatten ihre Zustimmung zur Supre-
matsakte verweigert; mit diesem Dekret
hatte sich Heinrich zum Oberhaupt der
anglikanischen Kirche gemacht. Die zwei
Standhaften ließ er auf Tower Hill exeku-
tieren. Morus' Kopf wurde - wie damals
üblich - an der London Bridge zur Ab-
schreckung aufgespießt zur Schau gestellt -
nicht lange jedoch, seine Tochter hatte Hel-
fer ausgeschickt, um das Haupt zu bergen.
Anne Boleyn, die zweite Frau von Hein-
rich VIII., des Ehebruchs für schuldig be-
funden, beendete ihr Leben am dritten
Krönungstag unter dem Schwertstreich
des Henkers in Tower Garden. Katharina
Howard, die fünfte Gemahlin des Schläch-
ters, ebenfalls schuldig des Ehebruchs,
wurde an gleicher Stelle vom Leben zum
Tode befördert.
An seiner vierten Ehefrau, Anna von
Kleve, fand Heinrich ebenfalls wenig Ge-
fallen. Da sein Minister Thomas Crom-
well für die Brautauswahl verantwort-
lich zeichnete, ließ der Monarch ihn hin-
richten (der Vollständigkeit halber sei er-
wähnt, dass Heinrichs dritte Frau Jane
Seymour war; seine sechste Gemahlin, Ka-
tharina Parr, überlebte den Schlächter).
Wer sich umfassender über Morde und
Hinrichtungen in jener Zeit informieren
möchte, der lese Shakespeares Dramen
„König Heinrich VI.“, „König Richard
III.“ und „König Heinrich VIII.“.
Bloody Mary, die „Blutige Maria“,
Tochter von Heinrich VIII., war ähnlich
blutrünstig wie ihr Vater: Sie ließ ihre
Halbschwester Elisabeth (aus der Ehe von
Heinrich und Anne Boleyn), die spätere
Königin Elisabeth I., im Tower einker-
kern. Maria war es auch, die Lady Jane
Grey - neun Tage Gegenregentin - und ih-
ren Mann Lord Guildford Dudley hinrich-
ten ließ. Aus dem Fenster sah das 17-jäh-
rige, unglückliche Mädchen den kopflosen
Körper ihres Gatten in einem Karren vor-
beirumpeln - nur wenige Stunden später
war auch sie exekutiert.
Der Nächste, den das Schicksal hier er-
eilte, war Sir Walter Raleigh, der Pirat
der Königin, Entdecker und Abenteurer.
13 Jahre lebte er mit Frau und Kind im
Bloody Tower, schrieb dort seine „History
of the World“ und machte wissenschaft-
liche Experimente. 1617 schickte ihn Ja-
kob I. nach Guyana, die Mission scheiterte
jedoch und brachte zudem noch diploma-
tische Verwicklungen mit Spanien. 1618
wurde das 15 Jahre alte Todesurteil - al-
lerdings in Westminster - an Raleigh voll-
streckt.
Wohl die meisten Gefangenen brachte
man per Themseboot durch den mit einem
Fallgitter bewehrten Wasserdurchlass,
das sogenannte Traitor's Gate („Verräter-
tor“), in ihr Gefängnis. Der Tower hatte
zwei Hinrichtungsstätten: Einmal Tow-
er Green - hier fanden Mitglieder der kö-
niglichen Familie den Tod (ein Holzblock
markiert den Ort, wo früher der Block des
Scharfrichters stand) - und zum anderen
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