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le den 1170 in Canterbury ermordeten
Erzbischof Thomas Becket ehrt, weiter-
hin Cradle Tower, Well Tower und Deve-
lin Tower. Die Bastionen Brass Mount
und Legge's Mount sicherten die An-
lage im Nordosten wie im Nordwesten.
Zum inneren Mauerring gehören Bell
Tower, in dem Thomas Morus auf sei-
ne Hinrichtung wartete, den Elisabeth I.
jedoch als freie Frau wieder verlassen
konnte, Bloody Tower, in dem Richard
III. die beiden jungen Prinzen ermorden
ließ, und Wakefield Tower, der bis 1967
die Kronjuwelen beherbergte. Es folgen
Lanthorn Tower, Salt Tower, im Innern
mit Bemalungen von unglücklichen Ge-
fangenen, Broad Arrow Tower, Consta-
ble Tower, Martin Tower, Brick Tower und
Bowyer Tower: Hier kann man alte Folter-
werkzeuge betrachten, mit denen Schul-
dige wie Unschuldige „hochnotpeinli-
chen“ Verhören unterzogen wurden. Es
geht weiter mit Flint und Devereux Tow-
er. Im Beauchamps Tower, nach Thomas
Beauchamps, Earl of Warwick, benannt,
der hier im 14. Jh. schmachtete, finden
sich weitere „Graffitis“ von Gefangenen,
u. a. die Inschrift „IANE“, die wohl Lord
Dudley in Seelenqualen und in Sorge um
seine Frau Lady Jane Grey eingeritzt hat.
Durch das „Verrätertor“, Traitor's Gate,
brachte man in jenen blutrünstigen Ta-
gen die Gefangenen in die Festung, ei-
nen daneben liegenden Stufenaufgang,
Queen's Stairs, benutzten die Monar-
chen, um in ihre Residenz zu gelangen.
Im Queen's House, einem von Heinrich
VIII. für Anne Boleyn errichteten Fach-
werkgebäude (dessen Fertigstellung die
Königin aber schon nicht mehr erlebte),
ist heute die Amtswohnung des Kom-
mandanten eingerichtet. In den New Ar-
mouries, dem aus dem 17. Jh. datieren-
Tower Hill - hier trennte der Henker die
Köpfe des Adels vom Rumpf. Das gemei-
nes Volk wurde nicht hier, sondern vor
dem Newgate-Gefängnis und in Tyburn,
dem heutigen Marble Arch, hingerichtet.
Das englische Klassensystem - durch die
Jahrhunderte konsequent durchgehal-
ten - verlor auch vor dem Schafott nie
seine Rangfolgen.
Samuel Pepys sah am 14. Juni 1662
eine Hinrichtung auf Tower Hill: „Gegen
11 Uhr fuhren wir zum Tower und beob-
achteten die Hinrichtung von Sir Henry
Vane. Sehr viele Menschen. Er hielt eine
lange Rede, die mehrmals vom Sheriff un-
terbrochen wurde; man wollte ihm sein
Manuskript aus der Hand nehmen, aber
er ließ es nicht los. Trompeter wurden
unter dem Zuschauergerüst aufgestellt,
damit man ihn nicht verstehen konnte.
Schließlich betete er, legte seinen Kopf in
die Schlinge und empfing so den Tod.“
Äußerst qualvoll gestaltete sich die Hin-
richtung der unglücklichen Delinquenten,
denn das Beil des Henkers war mehr als
stumpf. Anne Boleyn, wohl wissend um
diese Tatsache, bat um die Gnade, mit
einem scharfen Schwert geköpft zu wer-
den. Sie gehörte zu den wenigen, die einen
schnellen Tod fanden. Schlimm erging es
Lord Balmario, der wegen seiner Beteili-
gung an der schottischen Revolution 1745
exekutiert wurde. Der Scharfrichter John
Thrift war äußerst nervös und sein Beil
derart schartig und stumpf, dass er fünf-
mal zuschlagen musste, bis der Kopf vom
Rumpf getrennt war.
Im Zweiten Weltkrieg richtete man im
Tower Hochverräter und Spione hin. Der
letzte prominente Gefangene, der hier ein-
saß, war Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß.
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