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Neben Marx benutzten viele weitere
berühmte Leute den Lesesaal: Lenin stu-
dierte auf Platz L 13, er hatte vorsichts-
halber seinen wahren Namen verschwie-
gen und nannte sich Jakob Richter. Ma-
hatma Gandhi, Oscar Wilde, Charles
Dickens, Thomas Hardy und Herbert
George Wells waren weitere Benutzer.
George Bernard Shaw schrieb hier fünf
seiner Romane und auch fiktive Charak-
tere nutzten den Bibliotheksraum, Sher-
lock Holmes zum Beispiel. Viele politisch
Verfolgte aus allen Ländern studierten
im Reading Room und der britische Ge-
heimdienst schickte einen Beamten, der
die Exilanten überwachen sollte. Lenin
schrieb daraufhin die folgenden ironi-
schen Worte über den Lesesaal: „Er ist
eine bemerkenswerte Institution, hier
kann man viel lernen, speziell über die
außergewöhnliche Überwachungsabtei-
lung der Polizei.“
Sir Norman Foster, der britische Star-
architekt, der auch den Reichstag in Ber-
lin umbaute, zeichnete verantwortlich
für die Umgestaltung des Great Court
im Jahr 2000. Dieser Innenhof des Bri-
tischen Museums, in dessen Mitte sich
der Reading Room befindet, zeigt nun
wieder die ursprünglichen umgebenden
Gebäudefassaden und ist mit einem gi-
gantischen Glasdach bedeckt, aus des-
sen Mitte die Kuppel des Lesesaales
herausragt. Dadurch, dass der Hof nun
von allen Seiten zu betreten ist, sind die
unterschiedlichen Museumsflügel leich-
ter zugänglich. Zudem befinden sich im
Great Court einige Cafés und der Hof hat
fast den Charme einer mediterranen Pi-
azza, auf der es sich bei einem Kaffee
oder Tee gut sitzen lässt, um neue Ener-
gie für die weitere Besichtigung zu tan-
ken. Die Bibliothek selbst ist jedoch in-
Literaten in Bloomsbury
Nördlich vom Bloomsbury Square schlie-
ßen sich Russel, Woburn, Tavistock und
Gordon Square an - alle umgeben von
eleganten Stadthäusern, sogenannten
„Terraces“. Die Plätze sind durch ruhi-
ge Wohnstraßen miteinander verbun-
den. Viele bedeutende Literaten wirkten
in dieser Gegend. Am Gordon Square
Nr. 46 wohnte zwischen 1904 und 1907
Virginia Woolf, der Ökonom John
Maynard Keynes lebte ein paar Jahre
später ebenfalls dort. 1924 siedelte Vir-
ginia Woolf mit ihrem Mann Leonard
sowie dem Verlag „Hogarth Press“ zum
Tavistock Square Nr. 52 über. Hier tag-
ten auch die Mitglieder der berühm-
ten Bloomsbury Group, deren Schrift-
steller, Maler und Künstler gegen den
Spätviktorianismus Britanniens agier-
ten. D. H. Lawrence, T. S. Eliot und
Bertrand Russell kamen oft hierher.
Viele weitere große Literaten schätzten
die Atmosphäre von Bloomsbury. Aldous
Huxley lebte am Regent Square Nr. 36,
William Butler Yeats hatte Quartier am
Woburn Walk bezogen. Die Krimi-Au-
torin Dorothy Sayers wohnte 44 Meck-
lenburgh Square und T. S. Eliot arbeite-
te von 1925-1965 als Lektor im Verlag
„Faber & Faber“ in 24 Russell Square.
In der Doughty Street schließlich schrieb
Charles Dickens einige seiner Romane.
In diesem Gebäude befindet sich heute
das Charles Dickens Museum (s. S. 52),
in dem man Möbel und viele Memorabi-
lien des sozial engagierten Schriftstellers
besichtigen kann.
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