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Zwischen August 1945 und 1950
nutzte die sowjetische Besatzungs-
macht Buchenwald als Spezialla-
ger Nr. 2 für politische Gefangene,
vermeintliche oder tatsächliche Mit-
glieder der NSDAP und der Gestapo.
7000 Gefangene überlebten die In-
haftierung nicht und starben häufig
an Mangelernährung oder den dar-
aus resultierenden Krankheiten.
Über die noch in Teilen erhaltene,
bis 1939 von 200 Häftlingen erbau-
te, sogenannte Blutstraße erreicht
man die ehemaligen SS-Kasernen-
gebäude. Durch das Torgebäude be-
tritt man das ehemalige Lager, vorbei
an der gusseisernen Inschrift „Jedem
das Seine“, die auf der Innenseite an-
gebracht war, gut lesbar für die Häft-
linge. Schon allein in diesem höhni-
schen Spruch spiegelt sich die men-
schenfeindliche Rassenideologie des
NS-Regimes.
Hinter dem Tor befanden sich frü-
her die Häftlingsbaracken. Sie wur-
den in den 1950er-Jahren abgeris-
sen. Die Weite des Geländes wirkt
bedrückend und lässt den Besucher
still verharren. Umgeben ist das La-
ger von 23 Wachtürmen und einem
Stacheldrahtzaun, der elektrisch ge-
laden war.
Im noch erhaltenen Desinfektions-
gebäude wurden die Gefangenen ge-
schoren und erhielten eine Nummer.
Eine Ausstellung zeigt hier u. a. von
Häftlingen gefertigte Kunstwerke.
Die Geschichte des Lagers wird in der
Effektenkammer dokumentiert. Hier
wurden Gefangenenkleidung und alle
den Häftlingen abgenommenen Hab-
seligkeiten gesammelt. Erhalten sind
ebenfalls die Häftlingskantine und
das Krematorium.
Unterhalb des Lagerbereiches, auf
der Fläche von drei großen Massen-
gräbern, befindet sich die monumen-
tale Denkmalanlage. Sie beeindruckt
durch ihre schiere Größe, zeigt aber
auch, wie die DDR das Gedenken ins-
trumentalisierte, indem z. B. die kom-
munistischen Häftlinge besonders
heroisch verehrt wurden.
Vorbei an sieben Stelen, von denen
jede eines der Jahre symbolisiert, die
das Lager bestand, erreicht man die
Straße der Nationen. Sie verbindet
drei große Ringgräber. In jedem von
ihnen ruhen die Gebeine von 3000
Menschen. Flankiert wird der Weg
von 18 Pylonen mit Feuerschalen,
die symbolisch für die 18 Nationen
stehen, die im Lager inhaftiert waren.
Am dritten Ringgrab führt eine Treppe
hinauf zum Glockenturm, dem „Turm
der Freiheit“. Unmittelbar davor steht
die Buchenwaldgruppe, deren 11 Fi-
guren an den Widerstand im Lager
erinnern.
Unter den Häftlingen des Konzent-
rationslagers waren auch zahlreiche
Kinder. Das jüngste von ihnen war
der damals dreieinhalbjährige Ste-
fan Jerzy Zweig. Er wurde von ande-
ren Häftlingen versteckt und über-
lebte. Sein Schicksal wurde in Bruno
Apitz' Roman „Nackt unter Wölfen“
thematisiert.
Buchenwald ist ein Ort, der scho-
ckiert und betroffen macht und an
dem man sich bewusst mit der NS-
Geschichte auseinandersetzen kann
- genau aus diesem Grund ist ein Be-
such lohnenswert.
µ Bus 6 bis Buchenwald
(z. B. ab Wielandpl., Goethepl. u. Hbf.)
µ Buchenwald, www.buchenwald.de,
tel. 430200, geöffnet: apr.-okt.
Di-So 10-18, nov.-März Di-So
10-16 uhr, Eintritt: frei, audiobegleiter
(ausleihbar 10-15 uhr) 3-5 €,
30-minütiger Film. Führungen (gegen
Spende) starten an der Besucherinfor-
mation, zeiten s. Homepage.
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