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Wie also kann ich einen Agenten für mich interessieren? Denn was man in Los
Angeles wirklich nicht braucht, ist ein weiterer unbekannter Schauspieler ohne
Vertretung.
Hilfreich wäre, wenn man sich entweder in deutsch-internationalen Koproduk-
tionen bereits einen Namen gemacht häte, wie zum Beispiel Daniel Brühl und
Armin Mueller-Stahl, oder man häte in einer preisgekrönten Produktion mit-
gewirkt wie Martina Gedeck und Sebastian Koch in Florian Henckel von Don-
nersmarcks oscargekröntem »Das Leben der Anderen«.
Was wäre wohl aus dem großartigen Ulrich Mühe geworden …
Für mich als wenig bekannten deutschen Schauspieler, der immer nur für ein
Drei-Monats-Zeitfenster in der Stadt ist, gibt es nicht viele Möglichkeiten. Man
kann an den zahllosen Workshops teilnehmen und hofen, dass man jemanden
kennenlernt, der einem weiterhilt. Es gibt diverse Webseiten, auf denen man
Adressen indet, an die man seine Bewerbungsunterlagen schicken kann, und wo
man auch erfährt, wann und wo die Catle Calls statinden. Das sind sogenannte
offene Castings. Manchmal sieht man sie, diese Menschenschlangen, die sich
zweimal um den Block winden. Manche der Wartenden haben Klappstühle und
Sonnenschirme dabei, und sie stehen nicht für Konzertkarten an, sondern
warten, bis sie vorsprechen dürfen. Catle heißt übrigens »Vieh«…
Um diesen Weg zu gehen, braucht man einen Job, von dem man leben kann
und der einem erlaubt, spontan einer Casting-Einladung folgen zu können
(deswegen so viele kellnernde Schauspieler). Drei weitere Dinge sind absolut
nötig: Geduld, ein unverrückbarer Grundoptimismus und ein dickes Fell.
Schauspieler für gute oder größere Rollen werden über die Catle Calls allerd-
ings nicht gesucht, sondern allenfalls Extras , Statisten, die eine Straße bevölkern,
vor einem Monster lüchten oder eine Bar füllen. Wir nennen diese Statisten
manchmal etwas despektierlich »Schwenkfuter«. Die Kamera schwenkt von
einem Schauspieler zum anderen, und der Raum dazwischen soll belebt wirken.
Wenn man Glück hat, darf man einen Satz sagen, und mit ganz viel Glück
bekommt man eine under ive. Das ist schon eine kleine Rolle mit bis zu fünf
Sätzen und wird ganz anders vergütet.
Gern werden die Zuschauer von Spielshows mit unbekannten Schauspielern
durchsetzt, damit die Reaktionen auf das Geschehen lebendiger wirken. Ich muss
zugeben, darauf hate ich nicht mal im Rahmen eines Selbstexperiments Lust.
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