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Wenn man von Castings liest, für die man zu den Bewerbungsunterlagen ein
Foto mit freiem Oberkörper mitschicken soll, kann man davon ausgehen, dass ein
Porno besetzt wird. Das passiert nicht selten, denn im San Fernando Valley, be-
sonders in Northridge und Chatsworth, liegt das Porno-Zentrum der Welt. Vor
zehn Jahren wurden jährlich in 11 000 Porno-Produktionen 10 000 bis 20 000
Menschen beschätigt. Es wurde ein Jahresumsatz von vier Milliarden Dollar
erzielt.
Die Porno-Branche wurde wie die Filmindustrie schwer von der Rezession get-
roffen, aber härter noch vom Erfolg des Internets. Für die Masse der Kon-
sumenten gibt es kaum mehr Gründe, kostenplichtige Seiten zu besuchen oder
gar, sich ein Video zu kaufen.
2012 musste ein weiterer Tiefschlag eingesteckt werden. Ein neues Gesetz
schreibt in Kalifornien die Kondomplicht der Darsteller vor. No glove no love. Das
will der Konsument nicht, sagen die Porno-Produzenten. Sie befürchten noch
größere Umsatzeinbußen und drohen damit, nach Nevada abzuwandern, sollte
das Gesetz wirklich umgesetzt werden. Der Stadt würden dann Steuereinnahmen
von jährlich 36 Millionen verloren gehen, und es ist sehr wahrscheinlich, dass
man einen Kompromiss inden wird. (Ein hervorragender Film zu dem hema ist
»Boogie Nights« mit Mark Wahlberg und Julianne Moore, der in den 1970er- und
1980er-Jahren spielt und Aufstieg und Fall des Porno-Darstellers Dirk Diggler
erzählt, in einer Zeit, als das Porno-Geschät durch das Autauchen der Videokas-
seten einen riesigen Boom erlebte.)
Bei seriösen Casting-Ausschreibungen taucht immer das Kürzel SAG auf; es wird
gefragt, ob man Mitglied der Gewerkschat sei, also union oder non-union . Wie
konnte die Screen Actors Guild zu einer solchen Wichtigkeit gelangen?
1933, im Gründungsjahr der SAG, bekamen die wenigsten Schauspieler mehr
als 15 Dollar Tagesgage, und die meisten haten nicht kündbare Sieben-Jahres-
Knebelverträge. Die Arbeitsbedingungen waren hart, die Produzenten bestim-
mten selbst private Aspekte des Lebens. Eine kleine Gruppe von Schauspielern,
die bereit waren, ihre Karriere zu riskieren, gründete die Screen Actors Guild, die
nach vier Jahren nervenaufreibender Arbeit einen ersten Vertag mit einem der
mächtigen Studios abschloss, in dessen Folge zumindest die Arbeitsbedingungen
verbessert wurden. Aber noch immer waren Schauspieler eigentlich Leibeigene.
Rückendeckung gab es von Bety Davis, die gegen Warner opponierte, weil sie es
leid war, Rollen spielen zu müssen, die ihr nicht zusagten. Warner suspendierte
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