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Bill Pullman ist vielleicht kein Hollywoodstar, aber man erinnert sich an sein
Gesicht aus Filmen wie »Spaceballs«, »Singles«, »Schlalos in Seatle«,
»Independence Day« und vielen mehr. Cineasten kennen ihn aus Wim Wenders'
»Am Ende der Gewalt« und aus »Lost Highway« von David Lynch. Bill Pullman
lebt nahe den berühmten Buchstaben in den Hollywood Hills und leitet das Pro-
jekt
Hollywood Orchard
, Hollywood-Obstgarten. Zwar klingt das zunächst etwas
nach Schrebergarten und Erntedankgrillfest; das eigentliche Ziel ist jedoch, das
Wissen über lokalen Obstanbau und Obstverarbeitung zu vertiefen und so Ge-
meinschat, tiefere Verbindung und Identität zu erzeugen.
In Hollywood leben zwischen dem Griith Park und dem 101 Freeway unge-
fähr 14 000 Menschen. Meistens kennt man nur zwei, drei Nachbarn, die anderen
vom Zunicken beim Vorbeifahren oder Joggen.
Es scheinen mehrere Bedürfnisse zusammenzutrefen: die Sehnsucht nach
Begegnung, die über Straßenfeste, Musik-Festivals und Halloween-Partys hinaus-
geht, und das Verlangen, anzupacken und etwas zu schafen, das Bestand hat.
Man will nicht länger nur sich selbst, sondern die Welt bereichern. Die meisten
Nachbarn, die Pullman auf seinem Grundstück um sich versammelt, arbeiten in
der Unterhaltungsindustrie, sind Schauspieler, Autoren, Regisseure, Agenten, und
sie nutzen die regelmäßigen Trefen, um sich mit dem Ort, an dem sie leben, und
den Menschen dort tiefer zu verbinden.
Man gräbt um, sägt, kompostiert, lernt Bewässerungstechniken, planzt, plegt,
plückt, konserviert und verarbeitet. Die Bäume werden abgeerntet und die
Früchte in improvisierte Küchen gebracht, wo man sie gemeinsam zubereitet
oder konserviert und verkaut. In den letzten sechs Monaten haben die Nachbarn
um Bill Pullman über 1800 Kilogramm Früchte aus ihren Gärten geerntet, selbst
verarbeitet und an ihre Spender und Förderer verschenkt. In Los Angeles wächst
so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann: nicht nur Grapefruits, Orangen,
Limonen, mehrere Zitronenarten, auch Äpfel, Pirsiche, Aprikosen, Plaumen,
Feigen und vor allem Avocados und Loquats (Nisperos oder japanische Wollmis-
peln). Man versteht sich als eine Bewegung, von der man glaubt, dass sie
Nachahmer inden und sich ausbreiten könnte. Ein Gegenmodell zu dem kom-
merziellen Leben, das die Lebensmitel- und Unterhaltungsindustrie fest im Grif
zu haben scheint.
Los Angeles ist bereit, Los Angeles ist im Umbruch. Das ist die Stadt im Grunde
seit 200 Jahren, aber diesmal nimmt die Veränderung eine andere Richtung. Die
