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Über den Freeway zum Beispiel redet man mehrmals täglich, nie positiv, er ist
tief im Bewusstsein der Einwohner verankert. Ist der Freeway die Identität der
Stadt? Das wäre eine kühne Behauptung, zumindest aber ist der Freeway die
große Klammer, die die unterschiedlichen Welten zusammenhält.
Als außenstehender Betrachter kann man durchaus eine Schönheit in den
Mustern, Schlingen, Überlagerungen und weiten Schwüngen der Autobahn
erkennen. Wenn man sich ausmalt, wie viele Menschen von A nach B fahren, wie
viel Hirn unterwegs ist, sprich Information, dann sind die Straßen wie ein gi-
gantisches neuronales Netzwerk. Das klingt ein wenig nach einem, der nachts
bekit vom Mulholland Drive auf die Stadt hinunterschaut und in seinen
Gedanken schwelgt. Aber glauben Sie mir, dieser Anblick euphorisiert auch ohne
Hilfsmittel.
Der Besitz dieser Hilfsmitel ist in Los Angeles übrigens legal. Der öfentliche
Konsum nicht. Ich spreche ausschließlich von Marihuana, das man für den Eigen-
bedarf tatsächlich legal erwerben darf. Es ist in Kalifornien ein anerkanntes und
legales Medikament zur Linderung von Schmerzen und Symptomen bei HIV und
Krebs, Depressionen oder Migräne. Marihuana ist verschreibungsplichtig, wobei
es überall in der Stadt kleine Praxen gibt, in denen man einem Arzt erzählen
kann, man leide unter Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen, und dann bekommt
man für 35 Dollar einen kleinen Ausweis, der einen zum Bedürtigen erklärt (ein-
mal die Strandpromenade in Venice hoch und runter, und man hat die Taschen
voll von Visitenkarten und Flyern mit den Adressen dieser Ärzte). Mit dem Aus-
weis kann man dann »medizinisches« Marihuana in den unzähligen, auch grass
clinic genannten Shops erstehen.
Diese verteilten sich zeitweise zahlreicher über die Stadt als Starbucks-Filialen.
Das LAPD zählte 2012 insgesamt 580 dieser Gras-Apotheken, inoiziell waren es
weitaus mehr. Die Gesetze ändern sich jedoch so schnell wie diese Stadt. Die
meisten der Medical-Weed-Läden sind wieder geschlossen worden. Nur noch 180
Shops dürfen ihr Geschät oiziell betreiben. Geworben wird nicht anders als
beim neten Weinhändler nebenan. Warum auch nicht? Neue Kunden bekommen
einen Free Premium Joint, es gibt Happy Hours, Lieferservice, Discount für Be-
hinderte und Kriegsveteranen. Für den Tagesausklang, zum Entschleunigen, bei
Schmerzen und Schlalosigkeit wird einem eher zur Sorte Cannabis Indica ger-
aten. Die andere Planzensorte, Cannabis Sativa, erzeugt einen stimulierenden,
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