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Arbeit zu inden. Auf jeden Fall gibt es dort mehr Haus für weniger Geld, und
man zahlt bedeutend weniger Steuern.
Los Angeles kann kaum noch weiter auswuchern. Die Hänge sind bebaut, die
Valleys ebenso. Die Makler können sich nicht beschweren, Los Angeles ist eine
Stadt der Fluktuation. Man zieht hierher, wieder weg, man zieht andauernd um.
L. A. ist wie ein Dialysegerät. Menschen werden hineingesaugt und heraus-
gespült, das Frische bleibt, die Ideen, die optimistische Krat. Die fortziehenden
Menschen hinterlassen Ideen und Spuren, die die Stadt, wie durch einen Jung-
brunnen genährt, aufnimmt und weiterverarbeitet. Dabei, und das ist das
Entscheidende, hat die Stadt nichts Vampirisches. Die Menschen, die hier scheit-
ern, erinden sich vor Ort neu und probieren etwas anderes, oder sie ziehen weg.
Es ist nicht leicht, jemanden zu trefen, dessen Familie hier seit mehr als zwei
Generationen lebt.
Warum polarisiert diese Stadt so sehr? Manche lieben L. A. sofort und unbedingt,
anderen hassen die Stadt mit einer Inbrunst, die ebenso wenig nachvollziehbar
ist. he city we love to hate, sagen die Angelenos ironisch über sich selbst. Ar-
chitekten bezeichnen L. A. entweder als paradigmatic normalcy - Muster-
Normalität und Zukuntsmodell aller Städte - oder aber als hyperbolic exeptional-
ism - die übertrieben große Ausnahme in der Geschichte des Urbanismus. Ge-
gensatzpaare, wohin man schaut: Los Angeles ist Prototyp der zuküntigen Städte
und zugleich Vorbote des städtischen Untergangs. Eingezäunte Gemeinden mit
Pförtnern, die gated communities, und weit ofene, einladende Wohngegenden.
Niedriglohnarbeiter und teuerste Spezialisten. Haben oder nicht haben. Der
Traum von der gezähmten Natur buchstäblich gebaut auf wackeligem Boden.
Ich bin ein Berliner. Ich bin ein Münchner. Diese Aussagen bedeuten mehr als
nur eine Herkuntsangabe. In Los Angeles gibt es eine solche Identiikation mit
der Stadt nicht. Höchstens mit geograischen Lagen. Wohnt man in Venice, ist
man dem Meer zugewandter als im Topanga Canyon. Silver Lake ist cool, jung
und urban, Pasadena ist bodenständig, und in Bel Air hat man Geld. Nicht nur,
weil sich der Angeleno generell ungern deinieren lässt, ist es schwierig, das
Wahrzeichen der Stadt zu erkennen. Der Walk of Fame zum Beispiel ist zwar ber-
ühmt, aber er steht nicht wirklich für die Stadt. In South Central, Wats oder
Compton haben Gang-Mitglieder ot ein Tatoo der Wats Towers auf dem Körp-
er. Für sie könnte zum Beispiel das Hollywood Sign niemals ein Wahrzeichen
sein. Gibt es in L. A. vielleicht ein Negativwahrzeichen, das keiner mag?
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