Environmental Engineering Reference
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die Art der Bewirtschaftung Verbesserungen oder Verschlechterungen bezüglich der
Arbeitsbedingungen ergeben (z.  B. Arbeitsaufwand, Nachtarbeit, Wochenendarbeit,
Gesundheitsgefährdung usw.), Entscheidungen darüber liegen jedoch in der alleini-
gen Verantwortung des Landwirts selbst: Er muss darüber entscheiden, inwieweit er
etwaige Unterschiede der Arbeitsbedingungen bei der Wahl seiner Bewirtschaftungs-
form berücksichtigt.
3. Des Weiteren hat der Landwirt das im Hinblick auf das Prinzip der Autonomie gerecht-
fertigte Interesse, zwischen mehreren Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Praxis
frei, nach eigenem Interesse (und auf eigenes Risiko) entscheiden zu können. Mehr
Einkommensoptionen bedeuten eine größere, als positiv zu beurteilende Wahlfreiheit.
Diese Wahlfreiheit ist von den politischen Rahmenbedingungen prinzipiell zu ermögli-
chen und zu schützen.
4. Schließlich hat der Landwirt das hinsichtlich des Prinzips der Gerechtigkeit berechtigte
Interesse, unter den gleichen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen
konkurrenzfähig produzieren und wirtschaften zu können wie regionale, nationale und
internationale Mitbewerber. Dies zu berücksichtigen ist Aufgabe der Politik.
Verwerter Ebenfalls unmittelbar von der Produktion von Biomasse betroffen sind die
Verwerter der Biomasse, die die von den Landwirten zur Verfügung gestellten Rohstoffe
in Energie bzw. hocheffiziente Energieträger umwandeln. Unter dieser Gruppe lassen sich
verschiedene Wirtschaftszweige und Strukturen subsumieren, so kann beispielsweise der
Landwirt (als Erzeuger der Biomasse) durchaus auch die Rolle des Verwerters einnehmen.
Betroffen sind die Verwerter in erster Linie in ihrem Interesse an wirtschaftlichem
Auskommen, das von der Verfügbarkeit von günstigen Rohstoffen in guter Qualität und
ausreichender Menge abhängt. Für stoffliche Verwerter der Biomasse bedeutet die energe-
tische Verwertung hingegen zusätzliche Konkurrenz. Die Interessen beider Verwertungs-
pfade sind dabei ökonomischer Natur und nur bedingt ethisch relevant.
Moralphilosophisch bedeutsam wird das Interesse an ökonomischem Auskommen
jedoch mit Blick auf politische Zielvorgaben und Versprechungen: Da die noch relativ
jungen Bereitstellungs- und Verwertungsbetriebe/Industriezweige im Bereich von Ener-
gie aus Biomasse nur eingeschränkt ökonomisch konkurrenzfähig sind, werden sie, wie
die gesamte Branche der erneuerbaren Energien in fast allen Ländern, durch staatliche
Subventionen besonders gefördert (International Assessment of Agricultural Knowledge,
Science and Technology for Development 2009, S. 107). (In diesem Zusammenhang darf
nicht unerwähnt bleiben, dass auch fossile Energieträger und andere erneuerbare Energien
oftmals durch politische Ordnungsmaßnahmen staatlich gefördert werden.)
Hierbei hat sich gerade in Deutschland die Bedeutung einer kohärenten politischen
Strategie gezeigt: Das Wohlergehen der Verwerter hängt in hohem Grad davon ab, ob die
Politik die versprochenen Subventionen bzw. die ordnungspolitischen Vorgaben über die
angekündigte Zeitspanne beibehält. Ein Bruch dieser politischen Versprechen trifft die auf
eine Technologie (z. B. Kraftstoffherstellung) festgelegten Verwerter in ihrer Existenz.
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