Environmental Engineering Reference
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vielfältige Möglichkeiten, eintönige Landschaftsbilder durch z. B. Anpflanzen von Hecken,
Einsatz eines breiten Kulturspektrums oder Wildkräutermischungen etc. zu unterbrechen.
Wenngleich auch landwirtschaftliche Energiegewinnung nicht immer konfliktfrei ab-
läuft, weisen der Anbau und die energetische Verwertung von Raps, Sorghum und Weizen
gerade im Vergleich mit anderen Energiegewinnungsarten (wie Kernenergie, großflächi-
gen Windparks oder Solaranlagen) eine zentrale Stärke auf: Alle drei Fallbeispiele tragen
dazu bei, dass sowohl die Kulturlandschaft als auch die landwirtschaftliche Praxis selbst er-
halten bleiben. Der Anbau von Raps, Sorghum und Weizen gilt demnach als etablierte, tra-
ditionelle Arbeitsform und stößt in der Regel im regionalen Umfeld auf breite Akzeptanz.
Hinsichtlich des Prinzips der Autonomie wurden zwei Interessen genannt: 1) Das In-
teresse an einer Erhöhung der regionalen Autonomie kann durch alle drei Fallbeispiele
positiv berührt werden. Sowohl Biogas aus Sorghum, Öl aus Raps wie auch Bioethanol aus
Weizen kann für die regionale Selbstversorgung eingesetzt werden bzw. durch die öko-
nomische Stärkung der Region deren Autonomie erhöhen. 2) Das Interesse des regionalen
Umfeldes, die Entwicklungen in der Region (und damit indirekt auch über die landwirt-
schaftliche Ausrichtung) mitbestimmen zu können und etwaige kulturelle Ansichten mit
einfließen zu lassen, ist durch die drei Fallbeispiele in keiner Weise betroffen. Schließlich
ist dieses „Mitspracherecht“ grundsätzlich über rechtliche Bestimmungen wie Wahlen ge-
währleistet. Inwieweit Mitbestimmung darüber hinaus verwirklicht wird, hängt ebenso
wenig vom Anbau wie von der Verwertung einer bestimmten Pflanze ab, sondern liegt
ganz in der Hand der Region selbst (beispielsweise in Form von Austauschforen, Bürger-
initiativen etc.).
Die Frage, welche Rolle die kulturell-historischen Wertvorstellungen in der Debatte
über die drei Fallbeispiele einnehmen und inwieweit sie für den Landwirt ethische Ver-
pflichtungen mit sich bringen, wird eigenständig im folgenden Kapitel thematisiert (5.4).
Steuerzahler Steuerzahler haben das Interesse einer sinnvollen Verteilung der Steuergel-
der. Gegenwärtig ist die Produktion von Biogas, Rapsöl und Bioethanol ohne staatliche
Subventionspolitik ökonomisch nicht konkurrenzfähig. In diesem Zusammenhang müs-
sen jedoch auch die Subventionen und die politischen Ordnungsmaßnahmen hinsichtlich
fossiler Energieträger und anderer erneuerbarer Energien zum Thema gemacht werden,
denn auch diese sind staatlich gefördert.
Aus der Perspektive des Steuerzahlers sind Subventionen aller Art kritisch zu disku-
tieren. Als Leitfrage wurde herausgearbeitet: Könnte man die eingesetzten Steuergelder
anderswo besser investieren?
Wie dargelegt, entzieht sich diese Frage einer klaren, generell gültigen Antwort, viel-
mehr bedarf sie eines steten gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses. Generell lässt sich
jedoch festhalten, dass eine staatliche Förderung von Energieformen (und damit auch die
Förderung von Biogas aus Sorghum, Rapsöl aus dezentraler Ölgewinnung und Bioethanol
aus Weizen), die eine Alternative zu den endlichen Ressourcen bieten und nachhaltig im
Sinne eines umweltschonenden Umgangs produziert werden können, aus ethischer Pers-
pektive sinnvoll ist. Die zwischen den einzelnen Anbau- und Verwertungspfaden auftre-
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