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Also, Preisfrage: Was ist passiert in der Türkei, wenn Premier und Präsident grinsen
wie Honigkuhenpferde, obwohl sie gerade erfahren haben, dass ihr politishes Über-
leben und die Zukunt ihres Landes auf dem Spiel steht, weil das Verfassungsgeriht
auf die Idee gekommen ist, es müsse mal eben die Regierung verbieten? Wenn miten
in Istanbul miten in der Naht die streunenden Hunde wild werden und stunden-
lang heulen und jaulen? Weil miten in Istanbul Shüsse abgefeuert werden, ganze
Magazine geleert werden, in den Himmel, auf dass die Sternlein fallen? Wenn am
nähsten Tag die ganze Stadt blaugelb gefärbt ist, vielleiht der Sternlein wegen, viel-
leiht aber auh, weil die Leute ihre Hauswand mit ihrer gestreiten Betwäshe ver-
putzen? Genau: dann hat ihr Fußballverein gewonnen. In diesem Fall der Blaugelbe.
Fenerbahçe.
Dass Fußball mehr ist als nur ein Spiel, kein Volk wüsste dies besser als die Türken,
die sih gemeinhin so begrüßen: »Woher kommst du? Wie heißt du? Für welhen
Club bist du?« Regiert werden sie von einem Mann, der sih abseits des politishen
Tagesgeshäts vor allem auf zwei uellen der Inspiration berut: den Islam und den
Fußball. Beinahe wäre er selbst Fußballproi geworden, jener Tayyip Erdoğan, der
seine Laubahn bei einem Verein namens »Bei der Moshee« begann. Angeblih ver-
bot ihm das der Vater: Er wollte, dass aus dem Sohn etwas Anständiges wird. Nun
ist er Politiker. Alte Fußballkameraden berihten aber auh, dass dem jungen Erdoğan
zwar niht das Talent, jedoh das letzte uenthen Einsatz gefehlt habe: Bei Kopbäl-
len soll er sih ot weggedukt haben, aus Angst um die Frisur. Das wäre allerdings
wirklih landesuntypish, denn von Raush und Leidenshat sind Spieler und Fans
hier normalerweise bis in die Haarspitzen durhdrungen.
Und Fan ist hier praktish jeder. Cengiz Çandar zum Beispiel ist ein prominenter
Kolumnist. Ein ernst zu nehmender politisher Journalist, kein Sportreporter. Einer,
der über die Europäishe Union shreibt, über die Kurdenfrage und über Amok
laufende Verfassungsgerihte, die die Regierung verbieten wollen. Normalerweise. An
jenem Abend aber, da die Nation das Urteil des Verfassungsgerihtes über ihre Re-
gierung erwartete, da hate Cengiz Çandar einen Gewissenskonlikt auszutragen. »Als
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