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Istanbuler, deren Herz an Hunden hing. Frühe Beobahter berihten von der Tier-
liebe vor allem in muslimishen Stadteilen: »Sie waren ständig im Freien, im Som-
mer unter der Sonne, im Winter im Shnee, Regen und Shlamm. Sie erhielten von
den Läden und Häusern Brot, Knohen, Essensreste. Ältere Damen plegten bei den
Bäkern fünf oder zehn Brote zu kaufen und sie in großen Stüken an sämtlihe
Hunde zu verteilen. Das galt bei ihnen als frommes Werk. Die Leute hatten Mitleid
mit den Hunden«, shreibt der Chronist Hagop Denizciyan. Und vielerorts ist das
auh heute noh so. Der ehemalige Journalist Deniz Izgi hat es zu einiger Berümtheit
gebraht, weil er seinen Beruf und sein bürgerlihes Leben aufgab, um gemeinsam
mit seiner Frau, einer Tierärztin, und mehr als sehshundert ausgesetzten, lahmen
und blinden Hunden an einem geheimen Ort in einem Wald außerhalb Istanbuls zu
hausen. In der Saray-Arkası-Sokak, der »Straße hinter dem Palast« in Gümüşsuyu,
lebte die Hündin Sultan, der vor Jahren ein Auto ihre ersten Jungen überfuhr. Da-
rauhin kümmerten sih die Bewohner der Straße um Sultan, bestellten ihr ab und
an hinesishes Take-away, und hüllten sie, nahdem sie sih Arthritis eingefangen
hate, im Winter in Burberrymäntel. Niht weit davon, vor dem »Marmara-Hotel«
am Taksimplatz, lebte lange Jahre die vielleiht bekannteste Hündin der Stadt, Ebru.
Ebru war von dem Luxushotel adoptiert worden. Das Hotel spendierte ihr eine kom-
fortable Hüte direkt neben dem Haupteingang, ein Kellner servierte jeden Tag die
Mahlzeiten, und als Ebru starb, berief die Geshätsführung eine Pressekonferenz
ein. Gegenstand dieser Pressekonferenz war dann allerdings die Enthüllung eini-
ger Tiershützer, wonah Ebru von Fußballfans zu Tode getreten worden sei - eine
Nahriht, die das Hotel energish bestrit: Dem »Marmara« zufolge war Ebru an
Herzverfettung gestorben, was all jenen, die die wohlgenährte Ebru gekannt hatten,
als niht die unwahrsheinlihste Todesursahe ershien, von den Tiershützern je-
doh bis heute als billiges Ablenkungsmanöver abgetan wird.
Frühe Besuher beshreiben die Straßenhunde Istanbuls als äußerst phlegmatish.
Mark Twain sah einmal drei dösende Hunde miten auf der Straße liegen, die auh
dann keinen Muskel rührten, als eine Herde von Shafen über sie hinwegspazierte.
Und doh waren sie immer auh berühtigt und mahten niht wenigen Istanbulern
Angst, vor allem, wenn die Naht einbrah. Sie roten sih zu Banden zusammen
und patroullieren durh ihre Mahalle , jederzeit bereit, in ohrenbetäubendes Geheule
und Gebelle auszubrehen, wenn sih ein Unbefugter, ob Hund oder Herr, auh nur
nähert. Das ist noh heute so: Ih habe mehr als nur eine Nahbarin, die es des Nahts
niht wagen würde, die zehn Minuten von uns zum Dorf hinunterzulaufen, und
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