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einmal niht rehtzeitig zurük bin, dann telefonieren sie mir hinterher. Einer mein-
er Stammkunden, ein Jurist, sagt mir immer: ›Wir sollten dih zur Mutter des Jahres
wählen.‹ Ehrlih, wenn Sie mal eine verstekte Kamera bei mir im Taxi anbrähten,
könnten Sie es selber hören. Er sagt: ›Die arbeitet, die kämpt wie ein Mann.‹«
Der Friseur. Tauht in zwei Varianten auf. Es gibt den Berber und es gibt den
Kuaför , und die beiden sind niht miteinander zu verwehseln. In meiner ersten
Wohe in Istanbul brauhte ih dringend einen Haarshnit. Ih sah einen Kuaför
direkt bei der Shifsanlegestelle, ging hinein, deutete auf meinen Kopf und erntete
nur verständnislose Blike. Ih mahte shnipp-shnapp mit meinen Fingern. Kopf-
shütteln. Irritiert blikte ih mih um: Doh, da lagen Sheren und ein Föhn.
Friseure, eindeutig. Shließlih erbarmte sih einer von ihnen, komplimentierte mih
freundlih hinaus und deutete shräg gegenüber auf die andere Straßenseite. Da
stand eine Moshee. Die Moshee? Ih wedelte mit den Händen: Nein, niht beten,
Haare shneiden! Jetzt pakte mih der Friseur am Arm, shleppte mih auf die an-
dere Straßenseite, hin zur Moshee, wo wir eine Treppe in den Keller hinabstiegen.
Er ließ erst los, als wir vor einem kleinen Laden standen. Berber stand auf dem
Shild. Barbier. Und so lernte ih meine erste Lektion: Der Kuaför shneidet nur
Frauen, für Männer ist der Barbier da.
Der erste Besuh beim Barbier ist für türkishe Jungen etwas Besonderes, meist
bringt der Vater ihn kurz vor der Beshneidung hin: Der Barbier legt dann ein Bret
über die Armlehnen des Friseurstuhles, und der kleine Prinz nimmt Platz.Von diesem
Moment an wird er dem Jungen der engste Begleiter durh den Rest seines Lebens
sein. So ot wie den Barbier sehen viele Türken ihre Eltern niht, so ofen wie mit ihm
sprehen viele niht mit der eigenen Ehefrau. Der Barbier kümmert sih um Haar
und Bart. Viele Türken rasieren sih niht selbst, sie lassen sih rasieren, manhe
shauen täglih vorbei, und sei es nur, um sih die Nakenhaare abshaben zu lassen.
Die perfekt rasierte Wange ist jene, auf der »die Fliege ausrutsht« ( Sinek kaydı ).
Noh mehr Mühe gibt sih der Barbier bei der »Bräutigamsrasur«. Die kostet zwar
das Vielfahe, beinhaltet aber Kopf- und Gesihtsmassage, die doppelte Zeit unterm
Rasiershaum und fahmännishes Shönreden. In der Armee ist der Barbier privile-
giert: Soldaten, die im Bürgerkrieg mitkämpten, berihten, wie vor möglihen Ge-
fehten die Friseure unter den Gefreiten identiiziert und vom Kampf freigestellt
wurden. Der Istanbuler Barbier redet ebenso gern wie seine Artgenossen in Deutsh-
land, was dem Türkishen die Redewendung »Vershon mih mit der Rasur!« -
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