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landeten die Deutshen kürzlih auf Platz zwei, hinter den Japanern. Ganz ohne ei-
genes Zutun.
Der Taxifahrer. Unterwegs nah Hause. »Hamsenohneminute?«, nushelt der
Fahrer. »Dauertnihlang.« Dann biegt er in die kleine Gasse ein, wo Ismail, der
Barbier, seinen Laden hat. Wir halten vor der Tür, die an diesem heißen Tag weit
geöfnet ist. Der Fahrer kurbelt das Fenster runter. »He Meister!«, rut er in den
Laden rein. »Hol ma' den Apparat un' komm!« Der Friseur bedeutet ihm von
drinnen auszusteigen. »Jetz' bring shon den Apparat, hopp.« Der Fahrer wird un-
geduldig. Drin gibt der Friseur dem Lehrjungen ein Zeihen. Der Junge shnappt sih
einen shlanken Rasierapparat und kommt angerannt. Mein Fahrer shiebt den Kopf
durhs Autofenster. Er bläht die Nüstern und rekt dem Lehrling seine Nase ent-
gegen, die dieser dann konzentriert ausrasiert. Drive-in-Nasenhaar-Entfernung. Der
Fahrer shnaubt zufrieden und drükt dem Jungen ein paar Münzen in die Hand. Er
dreht sih zu mir: »Ging doh zakzak, oder?«
DieTaxifahrerin. Heißt Şirin, ist zweiundvierzig Jahre alt. »Das hast du noh nie
gesehen, eine Frau, die in Istanbul Taxi fährt, oder? Ih hab auh noh keine andere
gesehen. Dabei fahre ih jetzt shon seit neun Jahren. Tagsüber arbeite ih in einer
Versiherung, wenn ih um fünf Feierabend habe, steige ih ins Taxi bis zwei Uhr
morgens. Was soll ih auh mahen? Ahthundertfünfzig Lira verdiene ih bei der
Versiherung, davon gehen allein sehshundertfünfzig für die Miete weg. Mein Mann
ist krank und kann niht arbeiten, um die betlägrige Shwiegermutter muss ih mih
kümmern, und meine drei Kinder brauhen Brot und Shulgeld. Meine shönsten
Stunden sind die, die ih mit den Kindern verbringen darf, ein gemeinsames Früh-
stük zum Beispiel, aber das geht nur selten. Das Fahren maht mir shon Spaß, ih
habe Autofahren immer geliebt und shon seit 1997 den Führershein. Mein Bruder
war zuerst sehr gegen das Taxifahren. ›Denk an die Ehre der Familie! Eine Frau tut
so etwas niht‹, hat er gesagt. Du musst wissen, wir kommen aus dem Osten. Dann
bin ih am Anfang halt heimlih gefahren. Jetzt sind sie alle stolz auf mih. An-
fangs bin ih immer rot geworden, es kam mir so vor, als ob mih auf der Straße
alle komish oder böse anshauten. Es gab auh shon Leute, die die Türe aufreißen,
mih verblüt anshauen und die Türe sofort wieder zushlagen. Aber das ist die
Ausnahme. Es gibt auh Damen, die sih freuen: ›Wie shön, eine Frau. Sie luhen
wenigstens niht.‹ Meine Kollegen am Taxistand passen gut auf mih auf, wenn ih
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