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mit Antiquitäten handeln. Die Geshäte gehen niht gut, seit zwei, drei Jahren sog-
ar katastrophal. Ih verkaufe vor allem Marmorbeken und Skulpturen, sie nennen
mih »Steinmetz Halil«. Der Geshmak ist halt heute ein anderer. Mein Laden ist
niht sehr populär. Meine Sahen sind zu billig, glitzern zu wenig. In der Türkei spült
jede Wahl neue Reihe nah oben, und jetzt gewinnen halt die, die sih für unsere
Dinge niht interessieren. Mein Sohn ist ot traurig. »Sollen wir den Laden niht
verkaufen?«, fragt er mih. Aber mir gefällt es hier: die engen Gassen, die Ahorn-
bäume da drüben - das ist wie im alten Istanbul.
Der Shreiner. Dieses Haus hat unser Vater 1960 gekaut, als er uns aus Kasta-
monu nah Istanbul brahte. Ganz oben leben meine Eltern, im ersten Stok ih mit
Frau und Tohter, und hier unten haben wir die Shreinerei eingerihtet. Ih habe
in der Werkstat gelebt, seit ih vier Jahre alt bin. Mein Vater hat mir alles beigeb-
raht. Sie haben ihn einen Philosophen genannt, meinen Vater, er hat nur drei, vi-
er Stunden geshlafen jede Naht und jede freie Minute mit Holz verbraht. Ih bin
da niht anders. Holz ist mein Leben. Manhmal träume ih von den Stüken, wie
sie vor hundert Jahren von Pferden aus dem Wald gezogen wurden. Ih verarbeite
nur altes Holz, meist hole ih es aus den Wänden alter Häuser. In der ganzen Türkei
kennen sie mih. Hier (er deutet auf einen mähtigen, shwarzen Wurzelstok): Das
ist vom Teerbaum. Ein Friseur aus Kasımpaşa hat das Stük vor fünfzehn Jahren im
Garten eines eingestürzten Istanbuler Hauses gefunden. Vierzig Shreiner hat er be-
suht, bis er shließlih sagte: »Meister Burak, du kriegst das Holz, du bist seiner
würdig.« Riehen Sie mal, der Teer … welh ein Dut … Hier bei uns im Viertel leben
vor allem Familien. Keine Intellektuellen. Das ist auh besser so. Wenn von denen
einer kommt, dann zieht er die anderen nah. Und dann kommen die Jungen, und
alles geht durheinander, und wir verlieren die Kontrolle. Ein friedlihes Viertel ist
das - aber am Samstag steigen sie manhmal herab aus den Kneipen von Beyoğlu,
die Nahtshwärmer. Deshalb steh ih Wahe, jeden Samstag. In der einen Hand ein
Shlahtermesser, in der anderen eine Eisenstange. Ih bin der Siherheitsmann von
unserem Ladenbesitzerverein. Aber ih bin der Einzige. Die anderen klopfen mir auf
die Shulter: »Toll Burak! Danke Burak!«, aber sie shlafen lieber und mishen sih
niht ein. Hier, Bruder, siehst du die Narbe über meinem Auge? Da habe ih Trans-
vestiten und Shwule versheuht. Die sind immer hierher in den Hamam gekom-
men, in das Dampfbad direkt neben unserem Haus, und haben unanständige Sahen
gemaht. Jetzt musste der Hamam shließen. Wurde auh Zeit. ( Eine Frau mit Dakel
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