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niht, wer da wohnte, auh niht, wann und wie viele Gäste sie haten. Zudem hiel-
ten sih die neuen Bewohner für etwas Besseres. Ließen vor allem ihre Kinder niht
mit den Mahalle -Kindern spielen, haten Angst vor Shmutz und Shimpfwörtern
und shlehten Angewohnheiten. » Mahalle -Kind!«, wurde den Zöglingen dieser
neuen Mitelklasse zum Shimpfwort, die Antwort ließ niht lange auf sih warten:
»Appartementkind!« Weihei! Wie immer entwikelte die Moderne jedoh ihren ei-
genen Sog und shlukte nah und nah die eben noh Skeptishen, so lange, bis die
alten Mahalle -Familien, die es sih leisten konnten, selbst in Appartments eingezo-
gen waren. Und die wundershönen alten Holzhäuser? Waren plötzlih die Hütten
der Armen oder Brennholz in den Händen von Spekulanten und Parkplatzmaia.
Ein paar Beispiele, wo man dem alten Leben nahspüren kann, gibt es noh. Das
Romaviertel Sulukule unterhalb der römishen Stadtmauer war so eine Mahalle -
bevor korrupte Stadtherren darangingen, das Viertel zu »modernisieren« und die
Roma ihrer Häuser und Istanbul eines weiteren Kapitels seiner Geshihte zu be-
rauben. Ih würde einem jeden einen Gang nah Sulukule ans Herz legen, könnte
ih siher sein, dass nah Ersheinen dieses Buhes überhaupt noh etwas steht von
dem Viertel. Wer auf eigenes Risiko geht, wird es trotzdem niht bereuen: allein der
gewaltigen Stadtmauer des heodosius ( 401 - 450 ) wegen, die die Stadt shon so viele
Male hat untergehen sehen und die hier heute wie seit eineinhalb Jahrtausenden un-
gerührt auf Istanbul hinabblikt, auf diese alten Viertel, auf dieses Sulukule, das sih
an sie shmiegt, als sei es heute noh ihre Aufgabe, Shutz zu gewähren.
Bequemer für den Besuher ist ein Spaziergang durh Çukurcuma, jenes Viertel,
in dem ein Großteil des Romanes »Museum der Unshuld« von Orhan Pamuk
spielt, der Roman, der die unerfüllte Liebe zwishen Kemal und Füsun erzählt. Niht
zu verfehlen ist die Dalgıçgasse, in der Pamuk das im Roman beshriebene Mu-
seum tatsählih baut. Vom shiken Cihangir oder vom Galatasarayplatz in der
Fußgängerzone aus steigt man den Berg hinunter, suht die Çukurcumastraße und
indet sih in einer Mahalle wieder, die im Moment noh die Balance zwishen
Alteingesessenen und Neuistanbul (Galerien und Antiquitätenläden) shat. Für alle,
die die Gelegenheit niht inden, bin ih shon einmal vorgegangen.
Çukurcuma,unteresEnde. Das Haus der geliebten Füsun. Das küntige Museum.
Da steht es. Bretervershläge vor den Fenstern, frish verputzt. Enge Gassen, ram-
ponierte Gehsteige, shief getretene Treppenstufen - viel hat sih im Viertel niht
getan, seit Orhan Pamuks Held Kemal hier Abend für Abend durhstapte auf dem
Weg zu seiner Füsun. Feigenbäume in dunklen Eken, blühender Oleander auf bra-
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