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Das kleine Häulein verbliebener ehter Griehen trägt Biterkeit in sih. Man
hat ihr Volk hier weggeprügelt. »Wir haben hier eine Geshihte von mehr als
zweitausend Jahren«, sagt der ehemalige Shuldirektor, der seinen Namen niht ver-
raten möhte. »Und dann haben sie uns auf den Müll geworfen wie einen alten
Lumpen.« Inseln der Verbannung. »Es gibt niht nur das Exil auf der Insel, es gibt
auh das Exil von der Insel«, sagt Nadire Mater, eine türkishe Shritstellerin, die
seit ein paar Jahren ihre Sommer auf Büyükada verbringt. Sie hält das neuerdings
wieder ot zu hörende Gerede vom harmonishen Miteinander der Völker für ver-
logen: »Die Juden hier, die Armenier, sie sind immer noh misstrauish und vor-
sihtig. Und wer könnte es ihnen verdenken? Heute tönen einige Türken wieder, wie
sehr sie ihre Griehen lieben - aber die Griehen sind längst weg. Und frag diesel-
ben Leute mal nah den Armeniern: Da verstummen sie. Armenier nämlih leben
immer noh viele in unserem Land, in unserer Stadt.« Sie nimmt einen Zug an ihrer
Zigarete. »Sieht so aus, als könnten wir unsere Minderheiten erst lieben, nahdem
wir sie in die Fluht getrieben haben.« Auh Kezban Hatemi ist Türkin, eine bekan-
nte Rehtsanwältin, die für die Rehte der Minderheiten kämpt. Sie ist Beraterin
des Patriarhen Bartholomäus, vertrit die hristlih-orthodoxe Gemeinde bei ihren
großen Prozessen gegen den türkishen Staat. Hatemi hat sih auf Büyükada eine
Villa gekaut, die bis 1929 einem griehishen Kaufmann gehörte. Sie sagt, sie habe
peinlihst genau darauf geahtet, dass sie an keines der vielen Häuser geriet, das
einem vertriebenen Griehen weggenommen wurde. »Und doh konnten wir die er-
ste Naht niht einshlafen, ih und mein Mann. Uns war, als sei da noh der Geist
des ersten Besitzers«, erzählt sie. »Irgendwann miten in der Naht standen wir auf,
wushen uns und beteten gemeinsam für alle, die vertrieben wurden. Dann shliefen
wir erleihtert ein.« Sie shenkt Tee nah. »Wir haben unser Wissen, unsere Kultur
und unsere feine Kühe mit den Griehen weggeshikt.« Sie blikt über den Garten
des herrshatlihen Hauses. Die Palmen, die Linde, um die sih ihr zweijähriger
Enkel kreishend vom Gärtner jagen lässt. »Die Shönheit der Inseln überdekt das
alles. Aber es bleibt eine Traurigkeit, die spüre ih jede Minute.«
Ende August kommen die Störhe wieder auf die Inseln. Auh das ein Zeihen.
Eda Taşpınar hat ausgeräkelt, vershwindet von den Titelseiten. Kinder werden
wieder ruhiger, denn Müter beginnen, von der Shule zu sprehen. Es geht zurük in
die Stadt. Fast shühtern kehren sie heim, die Istanbuler, tragen noh einige Wohen
die Ruhe und die Gelassenheit des Sommers in sih. Die besten politishen Krisen
lassen ohnehin noh bis zum Oktober auf sih warten, sie kommen mit den ersten
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