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Museum der Shande ist das heute hier. Feine Menshen waren das damals, gebildet
und kultiviert. Aber man hat sie ja vertrieben, die Griehen.«
Die Griehen. Haben heute noh ihre Klöster auf den Inseln. Sankt Georg auf
Büyükada, in dessen Garten auf der Spitze des Berges man bei einem Glas Tee, bei
einer Flashe Wein den shönsten Blik auf das Marmarameer und das nah Asien
hineinwuhernde Istanbul hat. Haben ihre Kirhen. Die der heiligen Jungfrau Maria
etwa, wo jeden Sonntag die Messe gelesen wird. Alte Frauen, die im Vorraum ein
paar Kerzen anzünden und die Ikone des heiligen Nikolaus zweimal küssen und
dann auf den hohen, harten Bänken Platz nehmen, sih mit hinesishen Fähern et-
was Kühlung vershafend. Alte Männer, die dieselben Liturgien singen, die in dieser
Stadt shon seit eineinhalb Jahrtausenden gesungen werden. Der Messdiener, Mikail
Paşa, ein arabisher Christ, erst 1978 aus Antiohien hierhergezogen, seither dient
er der Kirhengemeinde als Hausmeister, Messdiener und Totengräber in einem. Erst
unlängst hat er sih wieder die Sterbebüher angesehen: »Als ih ankam, zählte un-
sere Gemeinde noh fünhundert Mitglieder. Seit ih hier bin, habe ih fast dreihun-
dert beerdigt.« Als Mikail Paşa auf die Inseln kam, um hier den Buhladen an
der Anlegestelle zu übernehmen, hate die griehishe Volksshule noh fünfzehn
Shüler. Heute sind es noh drei.
Die Inseln sind heute wieder stolz auf ihren Völkermix. Auf die Armenier und
Syriani von Kınalı, die Juden von Burgaz, die Griehen von Heybeli und Büyükada.
Auh Türken plegen hier eine Minderheitennostalgie. An kaum einem anderen Ort
in der Türkei wird man einen kurdishen Wirt inden, der seinen türkishen Vorna-
men Ismet gegen den griehishen Yorgo eingetausht hat und obendrein stolz je-
dem erzählt, der es hören möhte, dass seine Vorfahren höhstwahrsheinlih Ar-
menier und keine Kurden waren. Bezeihnend für die Türkei, dass sih Wirt Yorgo
ob seines Vornamens vom - ebenfalls kurdishen - Inselpolizisten vor zwei Jahren
erst böse verprügeln lassen musste (»Verräter! Bist du ein Missionar? Ein Spion?«).
Bezeihnend für die Inseln, dass der Polizist umgehend strafversetzt wurde. Yorgo
hat seiner Taverne selbstredend einen griehishen Namen gegeben (»Barba Rinni«),
so wie auh Pistazien-Ahmet sein Lokal auf den alten Namen von Büyükada getaut
hat: »Prinkipo«. Und die Uferpromenaden egal welher Insel werden Tag und Naht
beshallt mit griehishem Rembetiko vom Band. »Ih bin einfah mit der grieh-
ishen Geshihte verbunden«, sagt Ahmet Tanrıverdi. »Außerdem«, fügt er hinzu,
»lässt sih der Klang griehisher Mythen gut vermarkten bei den Touristen.«
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