Environmental Engineering Reference
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Die Kurve beginnt bei hoher Haftreibung ( V
0, inniger Kontakt), um mit wach-
sender Gleitgeschwindigkeit und Tragdruckentwicklung auf ein Minimum abzu-
fallen. Danach steigt sie bis zum „Ausklinkpunkt“ progressiv an. Hier beginnt der
Bereich der Vollschmierung. Nach degressivem Anstieg geht sie nach einem Wen-
depunkt in die sog. Petroff-Gerade über: konzentrischer Wellenlauf , Berechnung
siehe [2.49]. Im Mischreibungsgebiet sind die Gleitflächen grundsätzlich einem
Verschleiß unterworfen, bei Flüssigkeitsreibung aber völlig getrennt. Der weitere
Anstieg der Reibungszahl ergibt sich auf Grund des zunehmenden Schergefälles,
Gl. (2.1). Jeder Dauerbetrieb sollte weit genug rechts vom Ausklinkpunkt liegen.
=
Die einfache Darstellung der Reibungszahl über der Gleitgeschwindigkeit ist sehr
verbreitet, jedoch wegen der Bedingung einer konstanten Viskosität messtechnisch
wegen der nach rechts steigenden Verlustwärme kaum zu re al isieren. Daher wird
die zweite Darstellung über der Ähnlichkeitskennzahl
/ p empfohlen, für die
Vogelpohl in [2.58] den Namen Gümbel-Hersey-Zahl unterstützte. Es handelt sich
um eine reziproke, vereinfachte Form der sog. Sommerfeld-Zahl [2.49], bei der
man das relative Lagerspiel
ʷ
ˉ
ˈ
heraus nahm. Definition von
ˈ
:
ˈ = ( R r )/ r (2.66)
mit R als Lagerschalen- und r als Wellenradius.
Mit der Gümbel-Hersey-Zahl muss die Viskosität (bzw. meistens die Temperatur)
nur noch festgestellt, aber nicht mehr konstant gehalten werden, was Experi m ente
außerordentlich vereinfacht. Es können sogar alle drei Variablen ʷ
, ˉ und p frei
floaten oder eingestellt werden und ergeben trotzdem zuverlässigere Stribeck-
Kurven als bei der Auftragung über V - bedeutsam z. B. für Validierungen.
Beim Einsatz vieler hydrostatischer Maschinen wird das Mischreibungsgebiet oft
durchfahren, vor allem bei mobilen Arbeitsmaschinen. Daher sind ein schmales
Mischreibungsgebiet und ein tief liegendes Reibungsminimum durch möglichst
intelligente hydrostatische Entlastungen und gezielte Förderung hydrodynami-
scher Tragdrücke anzustreben . Die Aussagen der Stribeck-Kurve wurden für
geschmierte Gleitstellen hydrostatischer Maschinen mehrfach nachgewiesen, z. B.
in [2.59, 2.53] für „Gleitschuhe“ sowie in [2.50] erstmalig auch für quer belastete
Kolben von Schrägscheiben-Axialkolbenmaschinen. Neuere Ansätze mit PVD-
Beschichtungen [2.20] zielen auf einen reduzierten Verschleiß bei Mischreibung
in Verbindung mit umweltfreundlichen, niedrig additivierten Arbeitsfluiden.
Abschließend eine wichtige, leider nicht immer beachtete Regel: Die örtliche
Viskosität des Fluids sollte bei der experimentellen Erforschung geschmierter
Gleitstellen (z. B. auch bei Reibungsmessungen an dynamischen Dichtungen) zur
Modellbildung unbedingt ermittelt und dokumentiert werden.
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