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Bernstein -
das „Baltische Gold“
von Wasserstoff) verändert worden ist. Der
baltische Bernstein ist etwa 40-50 Mil-
lionen Jahre alt. Er entstand während der
frühtertiären Eozänzeit in „Fennoscandia“,
das südliche Skandinavien und das Gebiet
der heutigen Ostsee, das von subtropi-
schen Wäldern bedeckt war. In diesen
dichten Wäldern gedieh die inzwischen
ausgestorbene Bernstein-Kiefer (lat. Pinus
succinifer = saftige Kiefer). Durch dramati-
sche Klimaveränderungen verhärtete das
herabgeflossene oder abgetropfte Harz,
wurde im Boden angereichert und mit Flüs-
sen dem Meer zugeführt. Im Laufe der Zeit
formte die Strömung im Meeresboden bis
zu 9 m breite und mehrere km lange Glau-
konit-Schichten aus sogenannter „blauer
Erde“, die in 1 Kubikmeter rund 1 kg Bern-
stein enthält. Trocknet diese Erde, wird sie
hellblau. Diese Schichten liegen an der
Ostseeküste 5-50 m unter der Erdober-
fläche, so dass auch der Tagebau möglich
ist (s.u.). Die nordische Inlandvereisung
während des Pleistozäns trug zur weiteren
Verbreitung bei. Erst Millionen Jahre später
wurde der Bernstein durch Erderwärmung
freigelegt. Bernstein findet man vor allem
in dem 150 km langen Küstenstreifen an
der Ostsee zwischen Polen und Litauen so-
wie in Sibirien. 94 % der Weltvorräte entfal-
len auf Russland; in Deutschland gibt es
kleinere Vorkommen bei Bitterfeld.
Mythen und Legenden
Seit alters her versuchten die Menschen, das
Geheimnis um die Herkunft des Bernsteins
zu ergründen. Eine altlitauische Sage, die
dem litauischen Dichter Maironis als lite-
rarische Vorlage diente, berichtet, die Bern-
steinstücke seien Splitter des Palastes der
Meeresgöttin J©ratë, und die durchsich-
tigen Tropfen seien ihre Tränen (s. Exkurs).
Eine ähnliche Erklärung bot der römische
Dichter Ovid, als er in seinen „Metamor-
phosen“ berichtete, dass nach dem Tode
von Phaethon, dem Sohn des Sonnengottes,
die Tränen seiner Mutter und Schwester
vom Fluss zum Meer getragen worden sei-
en und sich dort in Bernstein verwandelt
hätten. Weniger poetisch, aber dafür der
heutigen Wissenschaft näher war der Rö-
mer Plinius in seiner „naturalis historia“ mit
seiner Ansicht, dass der Bernstein aus dem
erstarrten Harz der im Norden wachsen-
den Nadelbäume entstanden sei. Ein ande-
rer Römer mit Namen Serviusnahm an, der
Bernstein stamme aus dem Walfischambra,
der sich im Wasser verändere (daher
stammt übrigens die englische Bezeich-
nung „amber“ für Bernstein). Und noch im
Mittelalter glaubte man, der Bernstein ent-
stehe durch eine Mischung von Salz, Stein-
kohle, Bitumen, Öl und Meeresschaum.
Name
Der deutsche Name „Bernstein“ kommt
von dem niederdeutschen Wort bernen =
„brennen“; da Bernstein ein Harz ist, lässt
er sich mit einem Streichholz leicht entzün-
den. Er wurde oft in Prozessionen als
Weihrauchspender benutzt. Der germani-
sche Name „glasaz“ für Bernstein hat sich
in unserem Glas erhalten, die griechische
Bezeichnung „elektron“ steht für wunder-
same Kräfte (Sonnenglanz), und in Litauen
heißt das Baltische Gold gintaras, was „vor
Krankheit schützend“ bedeutet (vgl. medi-
zinische Bedeutung, s.u.).
Entstehung und
Zusammensetzung
Erst 1767 gelang es Friedrich S. Bock aus
Königsberg Bernstein (lat. succinitus) als
fossiles Harz zu definieren, das unter dem
Einfluss von Mikroorganismen und durch
Oxydation, Polymerisation (Verbindung zu
Großmolekülen) und Hydratation (durch
Absorption von Wasser verursachte Volu-
menvergrößerung), Dehydratation (Entzug
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